Normalerweise beginnen unsere Reiseberichte hinter dem Steuer unseres Campers Sprinti, in Ausnahmefällen auch mal in Mietcampern außerhalb Europas. Doch dieses Mal ist alles ein wenig anders. Zum einen treten wir die Reise auf die kleine Nordseeinsel Spiekeroog mitten im Nationalpark Wattenmeer nicht ausschließlich zum Urlaub machen an, zum anderen muss unser treuer Reisebegleiter eine Woche lang auf einem überwachten Parkplatz in Neuharlingersiel auf uns warten. Spiekeroog ist nämlich eine komplett autofreie Insel und nur mit der Personenfähre zu erreichen. Hier bewegt sich alles zu Fuß oder mit Pferdestärken. Ein Ort, der Entschleunigung quasi vorschreibt.

Ein komisches Gefühl, ohne unser rollendes Zuhause unterwegs zu sein und unseren halben Hausstand sowie Kameras und Video-Equipment in Taschen und Rucksäcken zu verstauen. Doch schon als wir den kleinen Hafen erreichen, uns die frische Nordseeluft um unsere Nasen weht und wir uns in die Schlange zum Boarding der Fähre stellen, setzt ein anderes Gefühl ein: Vorfreude.

Die Anreise nach Spiekeroog – Entschleunigung beginnt schon auf der Fähre

Während wir auf dem offenen Deck der Fähre “Spiekeroog II” stehen, zieht die Landschaft des Wattenmeers langsam an uns vorbei. Der Wind weht über das Wasser und die salzige Luft mischt sich mit dem Kreischen der Möwen. Wir haben uns auf raues Wetter, Sturm und Regen eingestellt, doch stattdessen leuchtet die untergehende Sonne in den schönsten Farben und beschert uns eine wahre Bilderbuch-Überfahrt. Schon nach knapp 30 Minuten erscheint die Hafeneinfahrt von Spiekeroog vor dem Bug der Fähre. So darf eine Überfahrt gerne öfter sein!

Insel-Fakt: Spiekeroog – Idylle im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer

Die Insel Spiekeroog ist Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer und gehört damit zu einem der wertvollsten Naturräume der Welt. Das Wattenmeer ist eines der letzten großen, weitgehend unberührten Ökosysteme Europas und ein Paradies für Zugvögel, Seehunde und Wattwürmer. Mit den Gezeiten verändert sich die Landschaft hier ständig – ein Schauspiel, das wir bei unserer geplanten Videoproduktion unbedingt einfangen wollen.

Der erste Schritt an Land fühlt sich fast an wie ein kleines Abenteuer. Keine Autos, die auf Ankömmlinge warten, nur reges Treiben der Inselbewohnener und wenigen Gäste an der Entladestelle der Fähre. Das in großen Metallcontainern verstaute Gepäck wird mit dem Kran an die Kaimauer gehoben und die Suche nach Taschen und Koffern beginnt. 

Wir haben das große Glück, für unseren Aufenthalt Fahrräder und einen Anhänger zur Verfügung gestellt zu bekommen, um unser Gepäck zu transportieren und die Insel effizienter zu erkunden. Normalerweise wird das Gepäck nämlich entweder getragen, geschoben oder mit einem gemieteten Bollerwagen transportiert. Wir beladen unseren kleinen Anhänger und machen uns auf den Weg zu unserer Unterkunft am Inselkino.

Unsere erste Eindrücke der Nebensaison auf Spiekeroog

Wir schlendern durch das kleine Inseldorf, vorbei an Restaurants und Lädchen, von denen die meisten im tiefen Winterschlaf sind. Es ist ruhig. Sehr ruhig. Nur im kleinen Dorfladen “Watt’n Koophuus” herrscht Betrieb. 

Die meisten Touristen kommen im Frühling und Sommer, doch genau das macht den Charme der Nebensaison aus: Spiekeroog gehört jetzt neben einigen wenigen Stammgästen hauptsächlich den Einheimischen, den Zugvögeln und uns.

Wir stellen unser Gepäck in der Wohnung ab und machen uns auf den Weg zum Hauptstrand. Der Himmel hat sich mittlerweile rosa gefärbt – perfekt für die ersten Videoaufnahmen am scheinbar endlosen Sandstrand im Nordwesten der Insel und genau die richtige Atmosphäre, um die besondere Stimmung der kalten Jahreszeit einzufangen.

Das Westend – Weiter Sandstrand, Dünen & Islandpferde

Auch der nächste Tag erwartet uns mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Wären da nicht die dicken Winterjacken und Mützen, die uns vor dem eisigen Wind und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt schützen, könnte man denken, wir seien im Sommerurlaub.

Heute geht es für uns in Richtung Westend, dem westlichsten Punkt der Insel. Mit unseren Rädern fahren wir bei glitzerndem Morgentau vorbei an der alten Rettungsstation und dem Gästehaus Klasing, welches bereits von der Fähre aus sichtbar auf den Dünen thront. An der Endstation der alten Inselbahn steigen wir vom Sattel, durchqueren die Dünenlandschaft und erkunden den weißen, breiten Weststrand.

Insel-Fakt: Zusätzlicher Küstenschutz auf Spiekeroog

Nur wenige Meter vom Standaufgang Weststrand entfernt, sorgen zwei Bauwerke für den Küstenschutz im Westen der Insel Spiekeroog – die sogenannte „Schuhmacherwand“ und die „Hessenmauer“, bestehend zu großem Teil aus Ziegeln und Mauersteinen sowie großen verstärkenden Spundwänden aus Metall. Beide Strukturen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, um die Insel vor Dünendurchbrüchen und massivem Sand- und Landverlust bei Sturmfluten zu schützen.

Bei gutem Wetter ein traumhafter Ort für einen Spaziergang oberhalb des Strandes und für eine kleine stärkende Pause mit malerischer Aussicht.

Nachdem wir den im Sommer extrem beliebten Insel-Zeltplatz hinter uns gelassen haben, erreichen wir den alten Rettungsschuppen. Ein historisches Gebäude, das hier bereits seit über 100 Jahren steht. Das warme Licht der tiefstehenden Sonne taucht das Mauerwerk bereits in rot-goldene Farben und wir beobachten, wie die letzte Fähre des Tages hinter der weiten Schilflandschaft den Hafen verlässt.

Für den Rückweg zu unseren Rädern haben wir uns für einen Naturpfad entschieden, der durch die Wiesenlandschaft des Naturschutzgebietes führt. Zu unserer Freude begegnen wir mit den letzten Sonnenstrahlen noch einer Gruppe neugieriger Islandpferde, die entspannt auf einer kleinen Weide grasen.

Natur trifft Wellness – Dreharbeiten im DünenSpa des Meerestied

Nach einem Tag in der Natur, wartet am nächsten Morgen eine neue Kulisse auf uns: Das DünenSpa und InselBad im Meerestied. Hier trifft wohltuende Wärme und Entspannung auf das raue und salzige Klima der Nordsee. Während draußen langsam die Sonne über den Dünen aufgeht, dürfen wir die verschiedenen Ruheräume, Saunalandschaften und Anwendungsräume videografisch dokumentieren. Eine spannende Herausforderung und zeitweise, mit Bademantel und Kameraausrüstung ausgestattet, ein lustiger Anblick.

Nächtliche Magie – Die Sterneninsel Spiekeroog

Nach Sonnenuntergang offenbart Spiekeroog ein weiteres Highlight: Ein unglaublich klaren Sternenhimmel. Da es auf der Insel kaum künstliche Beleuchtung gibt, gehört die Insel zu den wenigen offiziell anerkannten „Sternenparks“ in Deutschland. In klaren Nächten kannst du hier die Milchstraße, Sternschnuppen und besondere Planetenkonstellationen mit bloßem Auge sehen – ein Anblick, den wir und unsere Kameras natürlich nicht verpassen dürfen.

Doch das ist einfacher gesagt als getan. Sternenhimmel-Timelapses erfordern einiges an Geduld. Während die Insel bereits in völliger Stille ruht, stellen wir unser Equipment auf: Stativ und Kamera mit Weitwinkelobjektiv im Intervallmodus. Stunde um Stunde vergeht, während die Kamera in Zeitintervallen hunderte Bilder aufnimmt. Wir beobachten, wie die Sterne langsam über den Himmel wandern und die Milchstraße sich wie ein leuchtendes Band über die Dünen spannt.

Ob das lange Warten erfolgreich war, erfahren wir erst, wenn wir die Bilder am Laptop gesichtet, bearbeitet und schließlich zu einem Kurzvideo zusammengefügt haben. Auf den ersten Blick sind wir auf jeden Fall sehr zufrieden! 🙂Was meinst du – hat sich die nächtliche Mission gelohnt?

Erlebnis-Tipp: Geführter Morgenspaziergang durch Dünen und Wälder

Am nächsten Morgen treffen wir Sabine Hansen, eine Entspannungspädagogin, die es vor vielen Jahrzehnten von Berlin auf die grüne Insel verschlagen hat. Die Liebe zu ihrer Wahlheimat gibt die Insulanerin an die Teilnehmer ihrer Morgenspaziergänge weiter – und das auf eine Weise, die uns sofort in ihren Bann zieht. Sabine hat ein unverkennbares Auge fürs Detail, kennt jede Pflanze beim Namen und erzählt Geschichten, die inspirieren. Von Feen, die an einer Waldlichtung zusammenkommen, Bienen auf Nordsee-Kur und von anderen Insulanern, die Spiekeroog mit ihrem Wirken geprägt haben.

Als Teil einer kleinen Gruppe spazieren wir zunächst durch ein Wäldchen und dann durch die weite, hügelige Dünenlandschaft der Insel. Und auch wenn unser Blick regelmäßig durch die Kameralinse fällt, spüren auch wir die heilsame Wirkung des „Im-Moment-Seins“ – einen Fokus, den wir mit auf unsere weitere Reise nehmen möchten.

Der Osten der Insel: Ein Besuch im Nationalparkhaus und der perfekte Sonnenuntergang am Ostende

Wenn du gerade deinen Aufenthalt auf Spiekeroog plant, solltest du unbedingt einen Besuch im Nationalpark-Haus Wittbülten mit einplanen. Hier erfährst du alles über das Wattenmeer, das Spiekeroog umgibt – ein weltweit einzigartiges Ökosystem. In den Aquarien schwimmen kleine Fische, Krabben verstecken sich im Sand, und an den interaktiven Stationen wird schnell klar, wie lebendig der unscheinbare Meeresboden tatsächlich ist. Neben einer regelmäßig wechselnden Ausstellung und einem kleinen Kino mit spannenden Beiträgen rund um das Thema Meere schwebt über der gesamten Ausstellung ein riesiges Pottwal-Skelett. Für die ganze Familie ein Ort zum Lernen und Erkunden!

Im Nationalpark-Haus befindet sich übrigens auch das einzige in der Wintersaison geöffnete Café der Insel. Für uns natürlich der perfekte Anlass für ein Stück Kuchen und eine heiße Tasse Kaffee.

Einer unserer schönsten Momente der Woche erwartet uns schließlich am Oststrand. Nachdem wir die weitläufige Dünenlandschaft erkundet haben und ein paar Rehböcke beim Sonnen beobachten dürfen, beginnt sich der Himmel in den schönsten Orangetönen zu färben. Das wilde Meer spiegelt die Farben und mit jeder Minute wird die Landschaft noch schöner und beeindruckender.

Wir laufen entlang der Wasserkante und lassen die Kamera laufen. Manchmal sind es die einfachsten Dinge, die uns am meisten beeindrucken. Die Sonne versinkt langsam im Wasser, weit und breit ist kein anderer Mensch zu sehen und wir stehen einfach nur da und genießen den Augenblick.

Abschied von Spiekeroog und ein Appell für die Nebensaison

Nach einer Woche auf der Insel fällt uns der Abschied schwer. Spiekeroog hat uns wieder einmal gezeigt, warum wir die Nebensaison beim Reisen so lieben gelernt haben. Wir nehmen nicht nur unsere Filmaufnahmen mit zurück zu Sprinti, sondern auch die Erinnerungen an menschenleere Strände, sternenklare Nächte und die Erkenntnis, dass Entschleunigung manchmal das schönste Abenteuer ist.

Werbung: Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit der Nordseebad Spiekeroog GmbH entstanden, enthält aber ausschließlich unsere authentischen Erfahrungen und Eindrücke vor Ort.

5 Kommentare

  1. Toller Bericht!

    Meine Frau und ich haben Spiekeroog 2024 entdeckt.

    Wir sind aktuell Feb/März 2025 2 Monate hier. Es war und ist wunderschön. Im Februar eher noch schöner da sehr ruhig. Die Insel schläft. Und doch ist alles vorhanden. Ihre Fotos und Zeilen beschreiben das sehr treffend.

  2. Hallo
    Wenn ihr so aufmerksam auf der Insel, und im besonderen im Haus Wittbülten unterwegs wart, habt ihr ostfrieslands einziges Inselinternat nicht gesehen? Keine andere ostfriesische Insel hat ein Gymnasium auf der Insel. Alle andern müssen zum Festland nach Esens… Schade, dass es null Erwähnung findet, wo es doch solch ein tolles Internat mit einem tollen Konzept ist…
    Beste Grüße
    Marco

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