Nachfolgend findest du die Route und Highlights von unserem Norwegen Roadtrip von Hamburg auf die Lofoten. Wir haben diese Route Mitte September mit dem Wohnmobil in etwa 20 Tagen zurückgelegt. Es hätten jedoch auch gut und gerne noch ein paar Tage mehr sein dürfen. Wir würden dir für die gesamte Strecke von rund 6000 km empfehlen ungefähr vier Wochen einzuplanen, dabei hast du genug Zeit eine Woche auf den Lofoten zu verbringen – dem Highlight dieser Tour!

Die gelben Punkte auf der Karte sollen lediglich als Anhaltspunkte dienen und die Stopps in den bekanntesten Regionen darstellen. Im Weiteren werde ich euch aber auch von allen Highlights zwischen den einzelnen Markierungen, der ungefähren Dauer der einzelnen Etappen und dem ein oder anderem Tipp berichten.

Viel Spaß beim Inspirieren lassen!

Diese Themen erwarten dich in unserem Artikel
  1. Der Roadtrip beginnt: Von Hamburg nach Stockholm in 2 Tagen
  2. Von Stockholm nach Töre – Hallo Schwedisch Lappland!
  3. Von Töre in Richtung der magischen Lofoten
  4. Unser Norwegen Roadtrip Highlight: Die Inselgruppe der Lofoten
  5. Von den Lofoten zum Polarkreis auf dem norwegischen Festland
  6. Vom Polarkreis zum berühmten Geiranger Fjord
  7. Vom Geiranger Fjord über die Panoramaroute nach Bergen
  8. Die letzte Norwegen Roadtrip Etappe: Von Bergen über den Preikestolen nach Hamburg

Der Roadtrip beginnt: Von Hamburg nach Stockholm in 2 Tagen

Etappe 1: Hamburg – Rödby – Helsingborg (380 km)

Das Abenteuer beginnt bereits am frühen Morgen. Wir machen uns auf den Weg, unser Gefährt für die nächsten drei Wochen abzuholen: Ein Knaus Boxstar Kastenwagen in unauffälligem Weinrot wird unser Zuhause auf Rädern!

Nach einer kurzen Einführung möchten wir keine Zeit mehr verlieren und fahren, nach einem umfangreichen Großeinkauf, direkt los in Richtung Fehmarn (Puttgarden) und auf die Fähre nach Dänemark (Rödby). Die Überfahrt dauert etwa 45 Minuten, die frische Seeluft weckt die Abenteuerlust und wir können die kommenden Wochen kaum erwarten.

Weitere zwei Stunden nördlich von Rödby, vorbei an Kopenhagen, bringt uns eine weitere Fähre von Helsingör in 25 Minuten nach Schweden. Wow – kaum zu glauben, dass wir erst vor ein paar Stunden in Hamburg losgefahren sind!

Bereits nach wenigen Minuten sind wir mitten in der für Schweden so typischen Landschaft: Weite, Bäume & Seen. Wir sind in unserem Element, jetzt kann der Roadtrip in den hohen Norden Skandinaviens beginnen!

Etappe 2: Helsingborg – Stockholm (350 km)

Nach einer improvisierten Nacht am Rande eines Spielplatzes mit Seeblick, etwa 100 km im Landesinneren, machen wir uns wieder früh auf den Weg. Das heutige Ziel: Die schwimmende Stadt – Stockholm! Bei schönstem Sommerwetter führt uns die gefühlt einzige Straße stundenlang vorbei an spiegelglatten Seen und grünen Wäldern. Die Zeit bis zu unserem Tagesziel vergeht wie im Flug.

In Stockholm angekommen verstehen wir sofort, warum die schwedische Hauptstadt so beliebt ist. Die Stadt erstreckt sich über 14 Inseln und liegt direkt an der Ostsee. Hier fühlt man sich als Hamburger fast wie zuhause. Besonders die Altstadt mit ihren Kopfsteinpflastergassen, den kleinen schiefen Häusern, Cafés und Geschäften sowie dem königlichen Schloss hat uns sehr gefallen. Diese Stadt lädt zum Verweilen ein! Leider haben wir jedoch nicht besonders viel Zeit und die Parkplatz-, und Verkehrssituation mit einem Wohnmobil ist ebenfalls nicht optimal.

Daher entschließen wir uns, dieser Stadt einmal unabhängig von unserer jetzigen Rundreise ein paar Tage zu widmen und werden noch einmal für einen Städtetrip wiederkommen. Ein paar Bilder haben wir trotzdem für euch mitgebracht:

Da der Fokus auf unseren Reisen ganz klar auf der Natur liegt, versuchen wir meistens die Hektik größerer Städte zu meiden. Deshalb verlassen wir Stockholm mit einem lachenden und einem weinenden Auge und machen uns auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Natur in der Nähe von Uppsala.

Dank des in Schweden und Norwegen bestehenden „Jedermannsrechts“ (Nachzulesen im Bereich Tipps & Tricks für deinen Norwegen Roadtrip) haben wir auch nach kurzer Zeit einen geeigneten Stellplatz auf einem Holz-Ablageplatz direkt am Wald gefunden. Und mal ehrlich, wer würde so eine Aussicht nicht der Stadt vorziehen? Schnell das Abendessen gekocht bevor es dunkel wird, ein Bier geöffnet und die letzten Sonnenstrahlen genossen!

Von Stockholm nach Töre – Hallo Schwedisch Lappland!

Etappe 3: Uppsala – Töre (850 km)

Am nächsten Morgen werden wir früh von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. (Offenbar haben wir vergessen, die Fensterverdunkelungen zu schließen – ein Anfängerfehler, der uns nicht noch einmal passieren wird!). Es ist ziemlich kalt und die feuchte Waldluft kriecht in alle Ecken. Aber was gibt es Schöneres, als den Tag mit einem Spaziergang durch den Wald und einem Becher Kaffee und Kakao zu starten?

Heute steht uns eine lange Fahrt bevor. Das anvisierte Tagesziel ist Töre, eine Kleinstadt an der nördlichen Spitze des Bottnischen Meerbusens, welche zugleich unsere letzte Übernachtungsstätte in Schweden sein wird. Denn anschließend ändert sich die Richtung unserer mehrtägigen Fahrt nordwärts und wir biegen südwestlich in Richtung Norwegen ab – nächster geplanter Halt: Die Inselgruppe der Lofoten!

So schön der Tag mit Sonnenstrahlen und blauem Himmel begonnen hat, so typisch skandinavisch wird es am Nachmittag. Regen und leichter Nebel bedecken die Straße und erschwerte das Vorankommen. Bereits am frühen Nachmittag ist uns klar, dass wir unser Ziel erst in der Dunkelheit erreichen werden. Da wir uns aber fest vorgenommen haben, für den ersten Abschnitt unserer Route bis auf die Lofoten maximal vier Tage zu benötigen, entscheiden wir uns, die 850 km des Tages zu fahren – komme, was wolle.

Die Fotografen unter euch werden uns zustimmen, dass gerade das dunkle und neblige Wetter eine perfekte Kulisse für Aufnahmen schafft. So nutzen wir die Zeit für einige „Moody Pictures“ aus dem fahrenden Auto (das mit der Bildschärfe war nicht ganz so einfach) und genießen das einsetzende Farbenspiel des Herbstes in den weiten Wäldern Mittelskandinaviens.

Der Tag endet nach einer anstrengenden Fahrt auf einem kleinen Campingplatz direkt an einem See. Wie bereits befürchtet, ist es jedoch schon dunkel, sodass wir die Umgebung erst am nächsten Morgen erkunden können.

Von Töre in Richtung der magischen Lofoten

Etappe 4: Töre – Abisko Nationalpark (370 km)

Auch wenn es nicht das Schönste ist, erst im Dunkeln an seinem Schlafplatz anzukommen, so ist es doch jedes mal spannend, am nächsten Morgen zu schauen, wo man denn eigentlich gelandet ist. Nicht selten wird man dabei positiv überrascht. So auch dieses Mal. Wir befinden uns auf einem kleinen Campingplatz, den wir aufgrund der Saison nahezu für uns alleine haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns voller Vorfreude wieder auf den Weg. Der erste Stopp unserer heutigen Route ist der Abisko Nationalpark an der westlichen Grenze zu Norwegen. Das Wetter hat sich wieder gebessert und die ersten blauen Wolkenlöcher sind bereits zu erkennen, als wir durch die immer dünner werdenden Baumbestände Westschwedens fahren.

Je weiter wir in Richtung Norwegen fahren, desto hügeliger wird die Landschaft und desto farbenfroher die Wälder. Bis auf einige Holz-LKWs, sind wir nahezu alleine unterwegs und wir ahnen bereits, dass die Entscheidung, in der Nebensaison zu reisen, goldrichtig war.

Als wir nach knapp vier Stunden Fahrt den Abisko Nationalpark erreichten, kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Der kleine, relativ unbekannte Nationalpark ist eher ein zufälliges Zwischenziel unserer Reise, entpuppt sich aber als einer der absoluten Höhepunkte. Die Farben erinnern an den berühmten „Indian Summer“ in Kanada, die kühle Luft weckt die Vorfreude auf die nächsten Tage auf den eisigen Lofoten.

Etappe 5: Abisko Nationalpark – Lofoten (Møysalen) (200 km)

Je näher wir den Lofoten kommen, desto extremer wird die Landschaft. Die Strecke ist geprägt von engen, windigen Straßen, die an bewachsenen Bergen und Flussläufen vorbeiführen. Da wir für die gesamte Reise keinen Stell-, oder Campingplatz vorgebucht haben, machen wir uns immer relativ spontan auf die Suche. Auch wenn es mal ein wenig länger dauert, einen Platz für den sechs Meter langen Wagen zu finden, so entlohnen die Aussichten fast immer für die Anstrengungen. So auch diesmal. Wir finden einen Platz in der ersten Reihe mit Fjordblick. Mitten in einer bewachsenen Ebene, keine 200 Meter von der Straße entfernt. Wir sind an dem nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen!

Unser Norwegen Roadtrip Highlight: Die Inselgruppe der Lofoten

Kaum eine Region Europas ist derzeit unter Fotografen, Outdoorfans und Individualreisenden beliebter, als die Inselgruppe im europäischen Nordmeer weit nördlich des Polarkreises. Berühmt für seine schroffen Berge, bildschönen Fischerdörfer, Nordlichter und Orcas, die sich in den Wintermonaten in den Buchten tummeln. Ein Paradies auf Erden mit eisigem Klima, wo die Zeit still zu stehen scheint.

Wir werden insgesamt fünf Nächte auf den etwa 200 Kilometer langen Inseln verbringen, auch wenn es hier genug zu entdecken gibt, um mindestens zwei Wochen zu bleiben. Nachfolgend findest du eine Übersichtskarte mit unseren Übernachtungsorten (Punkte) und weiteren Highlights (Kreuze):

Lofoten Route Camper Roadtrip

Etappe 6: Møysalen – Haukland Beach (120 km)

Die Lofoten begrüßen uns mit 10 Grad und strahlendem Sonnenschein – für den Herbst paradiesische Bedingungen. Während wir uns durch die östliche Inselwelt bewegen, können wir unsere Begeisterung nicht mehr verbergen. Genau so haben wir es uns vorgestellt!
„Guck mal, das sieht noch schöner aus als auf den Bildern“ oder „Können wir hier noch einmal anhalten?“ werden zu den wohl meist gesagten Sätzen der nächsten Tage. Die Landschaft ist atemberaubend wechselhaft. Hinter jeder Ecke tauchen neue kristallklare Seen, weiße Sandstrände oder spitze Bergformationen auf. Einer unserer großen Reiseträume wird wahr.

Unseren erster längerer Stopp machen wir in Henningsvær, eines der bekanntesten Fischerdörfchen der Lofoten, welches vorgelagert auf zwei Inseln gebaut wurde. Henningsvær, auch „Venedig des Nordens“ genannt, ist in den Wintermonaten Zentrum der größten Dorschfischerei der Welt. Typisch für das Bild des kleinen Ortes sind die Holzgerüste zum Trocknen des Fisches.

Nachdem wir uns etwas gestärkt und das kleine Dorf erkundet haben, machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung des Strandes von Unstad im nördlichen Teil der Lofoten. Der Strand ist einer der nördlichsten Surfstrände der Welt. Im Winter kann hier zwischen Eisschollen gesurft, und gleichzeitig Nordlichter beobachtet werden. Mal sehen, was uns hier im Herbst erwartet.

Wir müssen gestehen, dass wir ein wenig enttäuscht sind als wir nach einer guten Stunde Fahrzeit in Unstad angekommen sind. Der so hoch gelobte Strand mit grandioser Aussicht und toller Übernachtungsmöglichkeit im Freien entpuppt sich uns als eine Art Surfer-Kommune, in der man als „normale“ Camper-Reisende eher argwöhnisch angeschaut wird. Der Strand ist sehr steinig, die Stellplätze ungepflegt und die Bucht lädt uns trotz der schönen Aussicht nicht zum Verweilen ein, sodass wir kurzerhand entscheiden, zum nahegelegenen Haukland Beach weiterzufahren.

Digitaler Norwegen Guide & Reiseführer
Digitaler Norwegen Guide & Reiseführer

Einer der Gründe, warum wir es lieben, Urlaub abseits der All-Inclusive-Ferienanlagen zu machen: Wenn es dir an einem Ort nicht besonders gut gefällt, steigst du in dein Auto oder in diesem Fall dein Wohnmobil und ziehst weiter. Suchst nach einem neuen Ort, entdeckst neue Landschaften, bist flexibel und frei in deinen Entscheidungen. Uns führt es in diesem Fall an einen der wohl schönsten Orte auf den Lofoten – den Haukland Beach.

Eingebettet in grünen Wiesen und Bergen, erstreckt sich vor uns plötzlich ein schneeweißer, fast schon tropischer Sandstrand mit türkisblauem Wasser. Die Enttäuschung über den Strand von Unstad ist vergessen und wir sind einfach nur glücklich, jetzt hier sein zu dürfen. Es steht nur ein einziges weiteres Fahrzeug auf dem kleinen Parkplatz direkt am Strand, sodass wir uns perfekt positionieren können, um später mit dem Blick aufs Meer schlafen zu gehen. Doch so weit ist es noch nicht, und obwohl die Sonne bereits sehr tief steht, ziehen wir los, um diesen einmaligen Ort näher zu erkunden.

Hinweis: Diese Route sind wir 2017 gefahren, zuletzt konnten wir auch 2023 (in der Nebensaison) noch hier übernachten. Mittlerweile wird an dieser Stelle jedoch ein Visitor Center gebaut und die Stellplatzsituation ist uns daher leider aktuell nicht bekannt!

Etappe 7: Haukland Beach

Auch am nächsten Morgen startet der Tag wieder mit blauem Himmel und Sonnenschein. Doch das optisch so schöne Wetter trügt, wenn es um die Temperaturen geht. Nachts sinken diese bis an die Null Grad, tagsüber erreichen sie um die Mittagsstunde maximal zehn bis zwölf. So war die vergangene Nacht definitiv unsere bisher kälteste, mit dickem Pullover, Mütze und Wollsocken. Als wir morgens aus dem Camper steigen, sind wir uns beide aber sofort einig, dass wir hier unbedingt den Tag und eine weitere Nacht verbringen möchten. Nach den vielen gefahrenen Kilometern der letzten Woche, tut uns ein wenig Stillstand an diesem einmaligen Ort definitiv gut.

So beschließen wir, nach dem Frühstück unsere erste richtige Wanderung der Reise zu starten. Unser Ziel: der Himmeltindan, die mit 962 Metern höchste Erhebung der Insel Vestvågøya. Die Wanderung startet direkt am Haukland Beach und der Aufstieg ist mit ca. drei Stunden angegeben. Vorbei an Schafen, kleinen Seen und Felsen schlängelt sich der Weg die erste Stunde gemächlich in die Höhe, bis er schließlich einen steilen unbefestigte Abschnitt erreicht. Dieser ist aufgrund des starken Windes und Geröll nur im Schneckentempo und geduckt zu besteigen, sodass wir hier etwas zu kämpfen haben. Aber der Ausblick über die Inselwelt der Lofoten entschädigt für die Anstrengungen und wir lassen uns etwas erschöpft im Gras nieder und genießen den Augenblick.

Da die Tagen weit nördlich des Polarkreises im Herbst bereits deutlich kürzer sind, machen wir uns gegen frühen Nachmittag auf den Rückweg, um noch im Tageslicht an unserem Camper anzukommen.

Kennst du das Gefühl, dich manchmal in Tieren wiederzusehen? Auf unserem Abstieg begegnen wird zwei Schafen, die genau wie wir Seite an Seite der Abendsonne entgegen schlendern, einfach nur glücklich über den Augenblick. Das ist das <schöne am Reisen zu zweit: Seine Gefühle, Gedanken und Abenteuer teilen zu können und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen, auf die man zurückblicken kann!

Etappe 8: Haukland Beach – Kvalvika Beach – Ramberg (72 km)

Für heute steht mein persönliches Highlight der Reise auf dem Programm: die Wanderung zum berühmten Kvalvika Beach. Eine abgeschiedene Bucht im eisigen Nordpolarmeer, die nur zu Fuß zu erreichen ist. Wir machen uns früh auf den Weg, denn das Wetter ist heute ein wenig wechselhafter als die vergangenen Tage.

Nachdem wir den kleinen Ort Fredvang hinter uns gelassen haben, parken wir in einer kleinen Haltebucht. Von hier aus startet der „Kvalvika Beach Trail“. Im wärmenden Zwiebellook und die Wanderschuhe fest zugeschnürt machen wir uns auf den knapp zweistündigen Weg auf die andere Seite der Bergkette.

Wie bereits bei der Wanderung auf den „Himmeltindan“ beginnt der Weg zunächst relativ einfach vorbei an Büschen und Sträuchern und durch grüne Wiesen. Nach einer guten Dreiviertelstunde wird es steiler und die zu erklimmenden Felsen und Spalten größer. Zeitgleich zieht sich der Himmel immer weiter zu und wir befürchten einen Regenschauer. Nach knapp zwei Stunden Wanderung erreichen wir den höchsten Punkt und können zum ersten Mal einen Blick auf die Bucht werfen. Was uns hier erwartet, verschlägt uns glatt den Atem: Eingebettet zwischen schroffen, spitzen Bergen und tiefblauem arktischen Wasser liegt der Strand von Kvalvika vor uns. Er ist ein Sinnbild der Lofoten: Einsam, extrem, atemberaubend schön!

Wer einmal die Gelegenheit hat, diesen Strand zu erwandern, sollte unbedingt auch noch den Aufstieg auf den Nachbarberg „Ryten“ wagen. Der steile, unbefestigte Aufstieg dauert ca. 1 1/2 Stunden und hat es definitiv in sich, aber die Aussicht auf die Bucht lohnt sich allemal. Wer nicht ganz nach oben möchte, der findet auch auf halber Strecke bereits eine fantastische Aussicht und unglaubliche Fotomotive!

Da das Wetter hier sehr schnell umschlägt, solltest du vor einem Aufstieg genau auf die Bedingungen achten, denn der Weg vom Ryten zurück zum Ausgangspunkt auf der anderen Seite der Bergkette kann schnell drei Stunden dauern und bringt im Regen absolut keinen Spaß. Da der Himmel immer dunkler wird, verzichten wir auf den Aufstieg zur Spitze und treten den Rückweg an, um trockenen Fußes zurück zum Camper zu kommen.

Zurück am Strand schauen wir uns noch eine kleine, selbstgebaute Hütte an, die von zwei Surfern gebaut wurde. Die beiden jungen Männer haben einen gesamten Winter in der eisigen Umgebung verbracht, um in der Abgeschiedenheit zu Surfen und sich vollkommen der Natur hinzugeben (Doku: „North of The Sun“). Sie erinnert an eine Hobbit-Höhle, ist voll ausgestattet und auch heute noch als Übernachtungsstädte bei Abenteurern beliebt.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zurück zum Wohnmobil und steuern unsere Bleibe für die heutige Nacht an: Den Campingplatz am Strand von Ramberg, nur wenige Kilometer entfernt.

Nach dem Abendessen liegen wir nichtsahnend in unserem Camper, als es draußen unruhig wird und einige unserer Mitcamper mit Stativen zum Strand eilen. Verwundert blicken wir aus dem Fenster und entdecken eine minimale Verfärbung am Nachthimmel. Insgeheim haben wir natürlich bereits vor Reiseantritt auf die Chance gehofft, Nordlichter sehen zu können, auch wenn die eigentliche Saison hier erst in einigen Wochen so richtig beginnt. Haben wir vielleicht doch Glück? Schnell in die dicken Klamotten, Stativ und Kamera geschnappt und schon stehen wir wie die anderen am Strand und starren in den Himmel. Nach anfänglich nur leichten Verfärbungen entwickelt sich das Farbenspektakel immer kräftiger und wir können unser Glück kaum fassen. Da sind sie, wenn auch nur schwach: unsere ersten Nordlichter!

Als wir ca. eine Stunde später wieder im Bett liegen sind wir uns ziemlich sicher, dass das wahrscheinlich der schönste Tag unserer gesamten Reise gewesen ist. Auch wenn noch weitere zehn Tage vor uns liegen und wir bereits Unglaubliches erleben und sehen durften und noch werden.

Etappe 9: Ramberg – Moskenes (35 km)

Nach dien intensiven letzten Tagen lassen wir es heute ein wenig ruhiger angehen. Es steht der Besuch der kleinen Fischerdörfer Hamnøy und Reine auf dem Programm. Beide zählen aufgrund ihrer schönen Motive und einmaligen Lage zu den beliebtesten Stops für Fotografen und Reisende auf den Lofoten-Inseln.

Hamnøy, über drei Brücken mit Reine verbunden, ist geprägt von kleinen roten Häuschen, die von Touristen gemietet werden können. Neben einer traditionsreichen Fischereigeschichte ist der kleine Ort hauptsächlich wegen der hier brütenden Möwen und als Fotomotiv bekannt. Wir besichtigen ein kleines, traditionelles Restaurant inklusive Ausstellung und drehen eine Runde um die Häuser und Brücken.

Reine, das administrative Zentrum der Gemeinde Moskenes, gilt als das schönste Örtchen der Lofoten. Heutzutage ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Region. Besonders in den Buchten rund um Reine kann man im Winter Orcas in den Buchten schwimmen sehen. Als Highlight gilt die Besteigung des „Reinebringen“, dem Hausberg des Ortes. Wir schlendern einige Zeit durch die kleinen Gassen, genießen die Sonnenstrahlen und treffen andere Reisende aus aller Welt. Natürlich gehört das obligatorisches Foto von der in die Stadt führenden Brücke zu einem „Must“ in jedem Norwegen-Fotoalbum.

Etappe 10: Moskenes – Å i Lofoten (10 km)

Unsere Tage auf den Lofoten neigen sich dem Ende entgegen und wir haben die letzte Nacht bereits in der Gegend des Fähranlegers verbracht, von wo aus wir morgen früh in etwa drei Stunden zurück auf das Festland fahren werden. So beschließen wir am heutigen Tag noch etwas die Seele baumeln zu lassen, die Sonne zu genießen und begeistert auf die vergangene Woche voller Highlights zurück zu blicken. Eines ist uns klar, hierhin werden wir zurück kommen! Mit etwas mehr Zeit und vielleicht sogar im Winter, um die Landschaft schneebedeckt, die Buchten mit Leben gefüllt und die Nordlichter in ihrer vollen Schönheit zu sehen. Es ist ein Ort, der keine perfekte Jahreszeit kennt und immer etwas zu bieten hat.

Norwegen Reiseplanung Teaser

So besuchen wir noch Å, den südlichsten Ort der Lofoten, besorgen uns ein paar landestypische „Kanelboller“ (Zimtschnecken), spazieren entlang der Klippen und genießen das Rauschen des Nordpolarmeers. Wir wollen uns eigentlich nur kurz in die Sonne legen, als wir eine Stunde später total verdutzt aufwachen und realisieren, dass wir eingeschlafen sind.
Der Nachmittag vergeht, und so machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Campingplatz für heute Nacht. Wir wollen früh schlafen, da unsere Fähre am nächsten Morgen bereits um 7:00 Uhr ablegt. In der Camperküche noch das Essen zubereitet, schnell unter die Dusche gesprungen, um morgen früh etwas Zeit zu sparen und ab gehts ins Bett. Da ahnen wir noch nicht, dass sich die Lofoten bei uns noch einmal auf besondere Weise verabschieden wollen.

Wie wir mittlerweile gelernt haben, gibt es ein oder zwei ziemlich zuverlässige Apps für die Vorhersage von Nordlichtern. Zufällig entschließen wir uns, einen letzten Blick auf die „Aurora-Alerts“-App zu riskieren, auch wenn sich in den letzten Stunden einige Wolken gebildet haben und eine Sichtung eher unwahrscheinlich ist. Überrascht blicken wir einer Sichtungswahrscheinlichkeit von 80% an unserem Standort entgegen. Wir halten es für einen Fehler, sind aber trotzdem zu neugierig um einfach schlafen zu gehen. Im Nachhinein sind wir wahnsinnig froh, uns noch einmal aus den bequemen Betten gequält zu haben. Denn dieses Naturspektakel bekommt man nun wirklich nicht oft in seinem Leben zu Gesicht!

Mit diesen Eindrücken enden unsere fünf Tage auf den Lofoten und wir können nur jedem empfehlen, dieses wunderschöne Fleckchen Erde einmal auf eigene Faust zu bereisen!

Von den Lofoten zum Polarkreis auf dem norwegischen Festland

Etappe 11: Moskenes – Saltfjellet – Polarkreis (3 Stunden Fähre + 150 km)

Nach einer unerwartet kurzen Nacht geht es heute früh auf die Fähre von Moskenes nach Bodø und damit zurück auf das norwegische Festland. Wir werden die nächsten 8 Tage die Westküste Norwegens in südlicher Richtung erkunden. Unser erstes Tagesziel ist der Saltfjellet Nationalpark, etwa 100 km vom Fähranleger entfernt. Die Überfahrt ist trotz vorheriger Windwarnung relativ ruhig, sodass die dreistündige Fahrt wie im Flug vergeht. Wir blicken noch einmal zurück auf die Lofoten und genießen das weite Blau des Meeres.

Mit aufgefüllten Vorräten sitzen wir wieder in unserem Camper und machen uns gegen Mittag auf in Richtung Süden. Schnell verlassen wir die Stadt und die Landschaft verwandelt sich. Wir werden empfangen von leuchtend grünen, gelben und orangenen Wäldern, blauen Flüssen und strahlendem Sonnenschein. Wie bereits auf unserer Fahrt von Schweden in Richtung der Lofoten sind wir überwältigt von den Farben des Herbstes. Die vergangenen Tage auf den Lofoten waren geprägt von schroffen Felsen, Moos & Meer. So ist es schön, jetzt wieder in den für Skandinavien so typischen Wäldern zu wandern und die Natur von einer anderen Seite zu sehen.

Im Saltfjellet Nationalpark angekommen, können wir es garnicht erwarten, aus dem Wagen zu steigen und die Umgebung zu erkunden, zu fotografieren, und den frischen Geruch des Waldes einzuatmen. Der Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark ist bekannt für den Svartisen-Gletscher und seine unglaublich weite Hochebene, auch „Fjell“ genannt. Leider ist der Gletscher nur über den Wasserweg mit einer Fähre zu erreichen, welche erst am nächsten Tag wieder ablegt. Daher entscheiden wir, dieses Highlight auszulassen und erkunden stattdessen die Wanderwege rund um das Visitor Center. Hätten wir ein wenig mehr Zeit zur Verfügung, würden wir hier gerne zwei oder drei Tage verbringen und den riesigen Park ausführlich erwandern.

Doch auch der Rest des Nationalparks kann sich mehr als sehen lassen. So laufen wir auf Hängebrücken über tosende Flüsse, entdecken Wasserfälle und genießen die Aussicht, bis es am frühen Nachmittag Zeit für die Weiterfahrt in Richtung Polarkreis ist.

Kaum verlassen wir den Nationalpark, wird die Umgebung kahler, die Bäume verschwinden und die Sicht wird weiter. Die Sonne taucht die Gegend in ein herrliches Orange, kleine Flüsse durchziehen die Landschaft und die ersten Berge zeichnen sich am Horizont ab. Am liebsten würden wir alle 500 Meter für Fotos anhalten, doch die Sonne wird in bald untergehen und wir möchten unbedingt noch im hellen am Polarkreiszentrum ankommen, wo wir die Nacht verbringen werden. Ein paar Mal können wir es uns trotzdem nicht verkneifen, wer könnte uns das bei dieser Landschaft verdenken?

Der 66′ 33’ Grad nördlicher Breite ist ein besonderer Breitengrad. Er kennzeichnet das Gebiet des Polarkreises. Dieser zieht sich durch die Ländern Schweden, Norwegen, Finnland, Russland, Alaska, Kanada und Grönland. Nördlich des Polarkreises geht bei der Sonnenwende die Sonne nicht mehr auf oder unter. Das beschert den Regionen Zeiten des ewigen Tages und Zeiten der ewigen Nacht. Nördlich des Polarkreises ist die Wahrscheinlichkeit am größten, Nordlichter zu entdecken. Zu den beliebtesten Orten dafür zählt das finnische Lappland oder Tromsø nördlich der Lofoten.

Einmal den Polarkreis auf eigenen Faust zu überqueren, steht bei vielen Menschen auf der Wunschliste, so auch bei uns. Wir haben das Glück, ihn bei herrlichem Wetter und grandioser Aussicht zu passieren. Wir besuchen das Polarkreiszentrum und schlagen nicht weit davon entfernt auf einem kleinen Parkplatz unser Nachtlager auf.

Vom Polarkreis zum berühmten Geiranger Fjord

Etappe 12: Polarkreiszentrum – Trondheim (550 km)

Heute steht Streckemachen auf dem Programm. Unser nächstes Ziel, die Stadt Trondheim, befindet sich bei einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und einigen Pausen etwa einen Tag entfernt. Doch auch solche Tage mögen wir. Du weißt nicht, was dich auf dem Weg erwartet und lässt dich einfach überraschen. Tatsächlich verläuft die Strecke im Vergleich zu der bisherigen etwas unspektakulär durch die immer selbe Landschaft. Es ist unglaublich, wie viele Bäume, Seen und Flüsse es in Norwegen gibt. Aber auch, an was für außergewöhnlichen Orten eine Übernachtung möglich ist. Wenn man sich den perfekten Ort für einen Platz zum Übernachten aussuchen dürfte, dann war der in unserer Vorstellung in Norwegen umgeben von Bäumen, einem See und menschenleer. Ein solches Paradies haben wir heute nach einer langen Fahrt, nur 50 Kilometer vor Trondheim gefunden.

Etappe 13: Trondheim (50 km)

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, nach knapp zehn Tagen wieder in einer Großstadt zu sein. Die Studentenstadt Trondheim war die erste Hauptstadt Norwegens und ist noch immer reich an Historie. Sie hat sich als Handelsplatz Zentralnorwegens etabliert und ist wichtige Anlaufstelle für Pilger aus der ganzen Welt, die den Olavsweg beschreiten. Die Stadt wurde mehrmals von großen Bränden heimgesucht, bei denen beinahe alle Stadthäuser zerstört wurden. Diese wurden größtenteils mühsam wieder aufgebaut, sodass der Charme der alten Tage in den Kopfsteinpflastergassen gewahrt werden konnte. Durch seine unzähligen Bars und Restaurants ist Trondheim bei Studenten und jungen Menschen äußerst beliebt und ein perfekter Anlaufpunkt für einen Tagesausflug. Der meistbesuchte Ort ist der Stadtteil Bakklandet am Ufer der Nidelva, berühmt für seine bunten, restaurierten Häuser entlang des Flusses und die angrenzenden Gassen mit Restaurants und Cafés.

Am späten Nachmittag verlassen wir Trondheim und suchen uns ein wenig Außerhalb einen Schlafplatz für die Nacht. Wir versuchen weiterhin, Campingplätze zu meiden – Es sei denn, es wird Zeit, unsere Batterien für Kühlschrank und Elektronik aufzuladen oder nach 3-4 Tagen wieder eine vernünftige Dusche zu bekommen. Ansonsten stehen wir frei in der Natur, haben eine Toilette & kleine Dusche an Bord und sind weitestgehend autark. So haben wir es bis Tag 12 geschafft, nur drei mal auf Campingplätzen zu übernachten. Zu viele schöne Möglichkeiten bietet Norwegen, vom Jedermannsrecht Gebrauch zu machen und umgeben von einzigartigen Landschaften einzuschlafen und aufzuwachen.

Etappe 14: Trondheim – Trollstigen (336 km)

Der Weg von Trondheim zum Trollstigen führt vorbei an zerklüfteten Bergketten und Fjorden. Auf der Route entlang der Westküste müssen zwei von ihnen mit Autofähren überquert werden. Diese sind nicht sehr teuer und müssen nicht vorher reserviert werden, da sie im 30-Minuten-Takt beide Seiten miteinander verbinden. Jedoch sollte man für die gesamte Strecke ausreichend Zeit einplanen. Wir verbringen den Tag mit kleineren Stops am Midfjord und nähern uns unserem Ziel Trollstigen gegen Abend. Wir übernachten in der Nähe des Ortes Åndalsnes, nur wenige Kilometer von der wohl am meisten befahrenen Panoramastraße Norwegens, auf einem kleinen Parkplatz.

Etappe 15: Trollstigen – Geiranger Fjord (70 km)

Je weiter wir in den Süden fahren, desto voller werden die Straßen und desto touristischer die Highlights. Waren wir auf den Lofoten, am Polarkreis und auf dem Weg nach Trondheim noch fast alleine unterwegs, so überlaufen ist es zu den Stoßzeiten rund um den Trollstigen. Trotz unserer Reise in der Nebensaison ist Mittel-, und Südnorwegen auch im Herbst bei Urlaubern sehr beliebt. Ganz besonders bei asiatischen Reisegruppen in Doppeldecker-Fernbussen so scheint es. So ist es umso wichtiger, bereits relativ früh morgens anzukommen, um dem großen Andrang zuvorzukommen.

Die Berg-, und Panoramastraße Trollstigen besteht aus elf Haarnadelkurven, die sich eng und steil vom Isterdalen Tal bis zur Passhöhe Stigrøra hinaufschlängeln. Sie ist eine der meistbesuchten Attraktionen des Landes und eine Herausforderung für ungeübte Autofahrer. Auf halber Strecke überquert sie den Wasserfall Stigfossen über eine Natursteinbrücke, die Abhänge sind lediglich mit Steinen gesichert. Die Trollstige verläuft entlang eines einstigen Bergpfades, der die Dörfer der jeweiligen Bergseite hunderte von Jahren miteinander verbunden hat. Die Straße ist nur bis in den späten Oktober, bei guten Bedingungen bis Anfang November, geöffnet. Der höchste Berg der Region ist die „Dronninga“ (die Königin) die östlich 1700 m in die Höhe ragt.

Am höchsten Punkt angekommen, erwartet uns eine wunderschöne Aussicht auf das Isterdalen Tal und die selbst im Herbst noch oder schon teils schneebedeckten Berggipfel.

Normalerweise sind wir nicht die größten Freunde von Architektur inmitten der Natur. Doch im Fall der Trollstigen gefällt uns das als Café, Shop & Informationszentrum dienende Gebäude außergewöhnlich gut. Seine moderne Form und der verbaute Fels fügen sich optisch schön in die Landschaft ein und sind definitiv ein Foto wert.

Wir machen eine kurze Pause, steigen auf die Aussichtsplattform hinab und genießen den frischen, kalten Wind bei perfektem Wetter, bevor es für uns gegen Mittag weiter in Richtung Geiranger Fjord geht.

Die folgenden knapp 70 km fahren wir durch eine Anhöhe mit kleinen Schneefelder und karge Flächen und überqueren mit der Fähre den Storfjord, bevor die Straße sich langsam in Serpentinen der Aussichtsplattform oberhalb des Geiranger Fjords nähert. Unserem nächsten Halt.

Kaum betreten wir die Plattform, wissen wir, warum dieser Ort so beliebt bei Reisenden und besonders bei Kreuzfahrttouristen ist. Vor uns erstreckt sich die malerische Kulisse einen Bilderbuchfjords. Wasserfälle fließen entlang der steilen Klippen hinab, während kleine Boote in dem mächtigen Meeresarm aussehen wie Spielzeuge. Wie so oft auf dieser Reise haben wir die perfekten Bedingungen erwischt. Nur leicht getrübt durch die gerade ankommende Reisegruppe aus Fernost, welche sichtlich Respekt vor der Höhe hat und dies kaum hörbar in die Weiten der Landschaft herausschreit.

Im Vergleich zu der schönen Aussicht, hat die kleine Stadt Geiranger unserer Meinung nach nicht so viel zu bieten, wenn nicht gerade Kreuzfahrtsaison ist. Die kleinen touristischen Läden, welche sich auf die in der Hauptsaison mehrmals täglich ankommenden Menschenmassen eingestellt haben, sind weitestgehend geschlossen. Wir besuchen daher nur den örtlichen Supermarkt, füllen die nötigsten Vorräte auf und machen uns auf den Weg in die angrenzenden Berge auf der Suche nach einem Schlafplatz.

Info: Zum Zeitpunkt unserer damaligen Reise, im Jahr 2017, war der Ørnesvingen Viewpoint noch der einzige und offizielle Viewpoint mit Blick auf den Geiranger Fjord. Mittlerweile gibt es mit dem Dalsnibba Viewpoint einen wesentlich neueren, größeren und spektakuläreren Aussichtspunkt. Dieser kostet jedoch auch 300NOK Eintritt, könnte es für dich jedoch wert sein! 🙂

Vom Geiranger Fjord über die Panoramaroute nach Bergen

Etappe 16: Geiranger Fjord – Reinheimen NP (200 km)

Den Geiranger Fjord hinter uns gelassen machen wir uns auf den Weg in Richtung Bergen und vorbei am Reinheimen Nationalpark. Der Park liegt im zweitgrößten Wildnisgebiet Südnorwegens und ist mit knapp 2000km² einer der größten Skandinaviens. Besonders bekannt ist er für die heimische Rentierpopulation und seine abwechslungsreichen Bergwelt. Besonders der westliche Teil lädt mit Schluchten, schroffen Felsen und wilden Flüssen Abenteurer zum Wandern ein. Wir fahren entlang des südwestliches Parks und sind bereits vom Anblick aus dem Auto begeistert. Leider reicht unsere Zeit nicht, um die Gegend näher zu erkunden und wir belassen es bei einigen Stopps entlang der Hauptstraße. Wie auch schon im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark können wir jedem empfehlen, sich hier ein bis zwei Tage Zeit zu nehmen.

Wir übernachten im Schutz der Bäume auf einem kleinen Parkplatz an der abends wenig befahrenen Hauptstraße und lassen mit Blick auf den Fluss die vergangenen zwei Wochen Revue passieren. Langsam realisieren wir, dass wir in wenigen Tagen wieder zurück sind und wünschen uns, wir hätten noch mehr Zeit zur Verfügung.

Etappe 17: Reinheimen NP – Sognefjell – Bergen (250 km)

Unseren nächsten Tag widmen wir dem Sognefjellvegen, der höchsten Passstraße Nordeuropas und gleichzeitig erste Touristenstraße Norwegens. Auch im Sommer liegt auf dem bis zu 1500 Meter hohen Fjell noch reichlich Schnee. Diverse kleine Parkplätze laden ein, das Auto zu verlassen und sich zu Fuß in diese fremd wirkende mystische Welt zu begeben. Die serpentinenartige Anfahrt zur Passstraße würden wir besonders mit großen Wohnmobilen nur geübten Fahrer empfehlen. Wir haben während unserer Zeit im Fjordland die ein oder andere Begegnung gehabt, bei der Fahrer sich oder ihren Wagen über- schätzt haben.

Einmal oben angekommen, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir haben uns nicht zu viel versprochen und der Umweg von einigen hundert Kilometern ins Landesinnere hat sich mehr als gelohnt. Vor uns liegt eine weite eisige Hochebene mit Seen, Schneefeldern und Bergen im Hintergrund, durch den Herbst in ein besonderes Farbspektakel verwandelt.

Während der nächsten zwei Stunden hangeln wir uns von Parkplatz zu Parkplatz, genießen das Panorama und tauchen ein in die Weite und Stille der Landschaft. Diese Passstraße sollte auf der Bucket-List eines jeden Abenteurers, Fotografen und Naturliebhabers stehen.

Nach diesem landschaftlichen Höhepunkt setzen wir unsere Reise in Richtung Bergen fort. Unser Ziel ist es, heute bis ca. 50 km vor die Stadt zu fahren, um den nächsten Tag in Bergen voll ausnutzen zu können.

Etappe 18: Bergen – Låtefossen (180 km)

Grundsätzlich wägen wir bevor wir mit dem Camper in eine Großstadt fahren immer ganz genau ab, ob es uns den Aufwand und eventuellen Stress wert ist (Stichwort Parkplatzsuche und Manövrierfähigkeit). Bei Bergen sind wir uns jedoch schnell einig, dass wir hier nicht einfach vorbeifahren möchten. Wir suchen uns bereits vorher einen günstigen Wohnmobilstellplatz etwas außerhalb der Stadt (Parkplatz an der Bergenshalle, einem Hockeystadion) und fahren wenige Stationen mit der Bahn ins Zentrum.

Bergen ist mit knapp 272.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Norwegens, eingebettet zwischen Meer und Berg. Trotz der Größe hat Bergen den Charme einer Kleinstadt und ist perfekt zu Fuß zu erkunden. Einst gegründet von Wikingern, dann ein Hauptsitz der Hanse blickt Bergen auf eine interessante Vergangenheit und kulturelle Tradition zurück. Ähnlich wie Trondheim ist Bergen bei Studenten sehr beliebt, die ca. 30.000 der Einwohner ausmachen. Besonders berühmt ist die Stadt für ihre sieben zentrumsnahen Berge, die hanseatische Hafenanlage und ihre Café- und Restaurantkultur.

Wie auf der gesamten Reise begleitet uns die Sonne auch heute. So schlendern wir vorbei an Bars, kleinen Designläden und dem Fischmarkt in Richtung des Hauptfotomotivs – Tyske Brygge, dem Hanseviertel mit den weltberühmten bunten Holzhäusern. Ausnahmsweise haben wir heute unsere Kamera mal hauptsächlich in der Tasche gelassen und einfach nur die Stimmung und das schöne Wetter genossen. Wir lieben das Fotografieren und Festhalten von Augenblicken, dennoch ist es ab und an mal schön, nicht durch die Linse zu schauen und sich einfach treiben zu lassen!

Am frühen Nachmittag machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung des letzten großen geplanten Stops und der letzten Wanderung unserer Reise – dem Preikestolen, südlich von Stavanger und bereits erschreckend dicht an der Fähre, die uns wieder in Richtung Heimat bringen wird.

Je dichter die Gegend besiedelt ist, desto schwieriger wird es mittlerweile, kostenfreie Schlafplätze zu finden. Dennoch versuchen wir weiterhin Campingplätze sowohl aus Kostengründen, als auch aufgrund des Feelings, zu meiden. Umso glücklicher sind wir, als wir unerwartet und ungeplant am Låtefossen Wasserfall vorbeifahren und sich der große Parkplatz als potentieller Stellplatz entpuppt. Dieser wird nachts durch Lichter angestrahlt, sodass wir (mal wieder erst in der Dunkelheit angekommen), noch einen kleinen Spaziergang machen können.

Die letzte Norwegen Roadtrip Etappe: Von Bergen über den Preikestolen nach Hamburg

Etappe 19: Låtefossen – Preikestolen (190 km)

Tatsächlich gibt es vom heutigen Tag nicht besonders viel zu berichten. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir endgültig zurück in der Zivilisation. Fahren durch kleine und größere Dörfer. Stehen an Ampeln und sogar im Stau. Zeitgleich scheint sich die sonst so zuverlässige Sonne so langsam ebenfalls von uns zu verabschieden. Sie tauscht ihren Platz mit einigen Regenschauern, dicken grauen Wolken und Wind. Viel Wind. Die Fahrt zum Preikestolen, die eigentlich nur drei Stunden hätte dauern sollen, zieht sich auf sechs Stunden in die Länge.

Erst am Nachmittag erreichten wir unser Ziel: Einen Campingplatz nur wenige Kilometer vom wohl berühmtesten Feldvorsprung Europas entfernt. Der Wind ist inzwischen zu einem Sturm geworden und die morgige Wanderung rückt für uns bei diesen Bedingungen gedanklich in weite Ferne.

Etappe 20: Preikestolen (10 km)

Als wir am nächsten Morgen nach einer stürmischen Nacht das erste Mal nach draußen schauen, können wir unser Glück kaum fassen: Es ist trocken und die Sonne schafft es vereinzelt, durch die lockere Wolkendecke. Norwegen möchte uns also zum Abschied doch noch einmal von seiner besten Seite zeigen.

Schnell machen wir uns auf den Weg zum Parkplatz am Ausgangspunkt des Preikestolen Hikes. Dieser ist mit 20€ Tagespreis alles andere als ein Schnäppchen, aber leider die einzige Möglichkeit, dicht genug mit dem Fahrzeug heranzukommen. Parken auf der engen Zufahrtsstraße ist strengstens verboten. Zum Beginn des Weges begrüßt uns ein freundliches Schild, welches wir aufgrund des augenscheinlich guten Wetters nach wenigen Sekunden Grübeln hinter uns lassen.

Die Streckendauer bis hoch zum Felsvorsprung ist mit drei bis vier Stunden angegeben und auch für ungeübte Wanderer mit dem richtigen Schuhwerk geeignet. Der Weg führt die ersten rund 45 Minuten durch einen Wald stetig und relativ steil bergauf. Morgens noch in dickem Pullover und Jacke eingepackt, wechseln wir schnell zu T-Shirt und dünner Wanderjacke.

Auf einer ersten Hochebene geht es nach etwa einer Stunde über Holzstege durch moorige Wiesen, vorbei an Felswänden und kleinen Wäldchen. Kein Lüftchen zu spüren.

Es folgt ein steiler Abschnitt mit einer stufenartigen Ansammlungen von Felsen. Dieser führt eine weitere Stunde bergauf. Hier wird der größte Teil der rund 600 Höhenmeter der Wanderung zurückgelegt. Nachdem wir diesen anstrengenden Teil in gefühlter Rekordgeschwindigkeit hinter uns gelassen haben, geht es über ein felsiges großes Platteau auf die andere Seite des Berges in Richtung Lysefjord. Hier ragt die Felskanzel 600 Meter über dem Fjord aus dem Berg heraus.

Je höher wir kommen, desto windiger wird es!

Je höher wir kommen, desto stärker wird der Wind. Hat es doch maximal als laues Lüftchen begonnen, sehen wir nun in einiger Entfernung die ersten Menschen klammernd Schutz an Felswänden suchen. Merkwürdig, wo doch noch blauer Himmel zu sehen ist?

Als wir uns langsam und mittlerweile auch nicht mehr ganz unbeeindruckt vom Wind der Kante des Platteaus nähern, wissen wir, was es mit dem Schild am Parkplatz auf sich hat. Die Böen haben hier oben im offenen Gelände eine unglaubliche Kraft und der Wind scheint minütlich stärker zu werden. Unter diesen Bedingungen ist das Betreten des Preikestolen, den wir mittlerweile vor uns ausgemacht haben, undenkbar. Wir bringen die letzten Meter hinter uns und lauern wie viele andere an der sicheren Felswand. Nur in den etwas ruhigeren Minuten wagen wir uns für einige Fotos nach vorne.

Eigentlich hatten wir vor, hier oben zumindest eine Stunde zu verbringen, eine Kleinigkeit zu essen und die Aussicht über den Fjord zu genießen. Doch das war mittlerweile undenkbar. Bereits nach knapp 20 Minuten treten wir den Rückweg an und verlagern unseren Snack zwischen ein paar Felsen am Rande eines kleinen Sees.

Durch den durchweg abfallenden Rückweg sehen bereits zwei Stunden später unseren roten, während der Reise liebevoll „Knausi“ getauften Camper wieder. Trotz Erschöpfung vom Wind und den über 1000 zurückgelegten Höhenmetern, entschließen wir uns, noch einige Kilometer zurückzulegen, um noch eine Nacht in der Natur zu verbringen, bevor es am nächsten Tag nach Kristiansand und anschließend auf die Fähre nach Dänemark geht.

Etappe 21: Preikestolen – Kristiansand (250 km)

Das Wetter trauert heute mit uns und es regnet den ganzen Tag in Strömen. Es liegen die letzten Kilometer in Norwegen vor uns und drei Wochen voller Abenteuer und unvergesslicher Erinnerungen neigen sich dem Ende entgegen.

Wir fahren entlang der Südküste von Egersund nach Kristiansand und begegnen einigen tierischen Locals, die nicht so erfreut sind, dass wir uns in ihrem Revier aufhalten. Die letzte Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz in der Nähe des Fähranlegers. Morgen früh um 6:45 Uhr geht es in 3:15 Stunden nach Hirtshals (Dänemark).

Schaaf Norwegen Rundreise

Etappe 22: Kristiansand – Hamburg (650 km)

Etwas niedergeschlagen, aber gleichzeitig überglücklich, sitzen wir auf der Fähre nach Dänemark. Traurig, weil diese einmalige Reise nun zu Ende geht und glücklich über die unzähligen wunderschönen Momente, die traumhafte Natur und die Freiheit, die wir die letzten drei Wochen genießen konnten.

Während wir die Zeit Revue passieren lassen, wird uns immer klarer, dass wir definitiv unsere gemeinsame Form der Reisens gefunden haben. Während ich (Manuel) diese Erfahrung schon in Australien und Neuseeland machen durfte, war es für Maren absolutes Neuland, eine gewisse Überwindung und Herausforderung zugleich. Eine Herausforderung, die sie mit Bravour gemeistert hat und eine Art des Reisens, die in Zukunft mit Sicherheit unsere Urlaube bestimmen wird. Egal ob mit dem Camper oder Mietwagen.

Ein Land nicht nur durch die Ferienanlage, den Hausstrand oder seine Hauptstadt kennenzulernen, sondern durch seine Landschaften, Städte, Kulinarik und Geschichte. Etwas Neues zu entdecken, vielleicht auch mal falsch abzubiegen, jeden Tag ins Ungewisse zu starten und die kleinen Ding wieder schätzen zu lernen – das ist es, was uns an einem Roadtrip so begeistert.

Es ist mittlerweile 10 Uhr morgens. Wir haben die Fähre verlassen und uns auf den knapp 650 km langen Weg nach Hamburg gemacht.

Am späten Abend tauschen wir „Knausi“ schweren Herzens wieder gegen unseren VW Polo und nehmen Kurs auf unsere Heimat Hamburg. Wir sind fix und fertig und freuen uns nach den letzten Wochen auf begrenztem Raum dann doch ein wenig auf unser bequemes Doppelbett. Es ist erschreckend, wie klein einem das eigene Auto auf einmal vorkommt, nachdem man 6000 km in einem großen Kastenwagen schmale Fjordstraßen und Städte gekreuzt hat. Dennoch vergehen auch die letzten Kilometer schneller als gedacht und wir sind mit vielen tollen neuen Erinnerungen und Eindrücken aus dem Norden wieder zurück in Hamburg.

Rückblickend würden wir empfehlen, für diese Route eher vier als drei Wochen einzuplanen. Jedoch bereuen wir keinen Kilometer, keinen Umweg und keinen Augenblick. Skandinavien, und besonders Norwegen haben uns mit seiner landschaftlichen Vielseitigkeit begeistert. Egal ob eisige, weiße Traumstrände, tiefgrüne Wälder oder gemütliche Städte. Auf dieser Route ist für jeden Naturliebhaber, Fotografen, Outdoor-Enthusiasten oder Wohnmobil-Fan etwas dabei.

Wir hoffen, dass wir dich mit unserem Reisebericht ein wenig inspirieren konnten und du dich gleich an die Planung deiner nächsten Reise machst! Solltest du Fragen zu unserer Route haben, stelle sie gern in den Kommentaren. 🙂

In diesem Sinne – Let’s roadtrip the world!

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Kommentar abschicken