Infos rund um die Nordlicht Jagd in Norwegen und Schweden
Nordlichter, auch Polarlichter oder Aurora borealis genannt, sind wohl eines der schönsten Dinge, die es auf unserer Erde zu entdecken gibt. Vielleicht träumst auch du schon lange davon, das spektakuläre Schauspiel aus grünen, roten und blauen Farben einmal live am Himmel zu beobachten? Leider erfüllen sich nur wenige tatsächlich den Traum, obwohl eine Reise zu den Nordlichtern aus Zentraleuropa gar nicht so kompliziert ist wie man vielleicht denkt! Wir haben das absolute Glück, drei wunderbare Länder in unsere Nachbarschaft zu haben, in denen das faszinierende Farbenspiel monatelang sichtbar ist: Norwegen, Schweden und Finnland!
Damit auch du die Chance auf dieses einmalige Erlebnis hast, möchte ich dir in diesem Artikel alle Fragen zu Nordlichtern in Norwegen und Schweden beantworten. Wie entstehen sie? Wann ist die richtige Reisezeit für die Sichtung? Welche Orte in Skandinavien sollten am besten angesteuert werden? Zusätzlich gibt es Tipps und Tricks für die Fotografie und die Erhöhung deiner Sichtungswahrscheinlichkeit! Pack also schon mal die warmen Klamotten ein und mach dich auf den Weg in Richtung Polarkreis!
First things first – Was sind eigentlich Nordlichter?
Nordlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen durch Sonnenwinde bzw. Sonneneruptionen von der Sonne in Richtung Erde ausgestoßen werden und in Form von Elektronen und Protonen auf die oberen Schichten unserer Atmosphäre treffen. In einer Höhe von 80 – 600 km treffen sie auf die dort vorhandenen Sauerstoff- und Stickstoffatome unserer Hochatmosphäre und kollidieren. Die Kollision lässt die Lichter in grüner, blauer oder roter Farbe erstrahlen. Welche Farbe jeweils für das Auge sichtbar ist, hängt von der Höhe bzw. Entfernung von uns ab. Dichtere Kollisionen erzeugen grünes Farbspiel, weiter entfernte blaues und rotes. In den breiten, in denen wir das Schauspiel beobachten können dominiert meist die Farbe grün.
Die Nordlichter, oder Südlichter, treten meistens in Form eines Ovals auf, welches sich um die Polregionen unserer Erde erstrecken – das Nordlicht-Oval. Der Grund warum die Lichter nur in diesen Regionen des hohen Norden und extremen Südens auftauchen ist, dass die Magnetfeldlinien unserer Erde, auf denen die geladenen Teil wandern, alle ausschließlich am Nord- und Südpol in unsere Atmosphäre eintreten und austreten.
Wenn du mehr Details über die Physik hinter den Polarlichtern erfahren möchtest, kann ich dir dieses Video nur empfehlen: Wie entstehen Nordlichter?
In welchen Monaten können Nordlichter beobachtet werden?
Die Zeit in der du die Nordlichter beobachten kannst ist tatsächlich überraschend lang. Sie beginnt nämlich im September und endet erst im April. Vielleicht hast du schon oft gehört, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, desto kälter und dunkler die Tage werden. Das müssten demnach die Monate November bis Februar sein. Überraschenderweise sagt die Statistik jedoch etwas anderes!
Statistisch gesehen ist das Nordlicht sowohl in den Herbstmonaten September und Oktober, als auch in den Frühlingsmonaten März und April am aktivsten und die Sichtungswahrscheinlichkeit grundsätzlich am höchsten. Du wirst jedoch auch in den Monaten von November bis Februar hervorragend Polarlichter bestaunen können, da die Nächte grundsätzlich dunkler und oft auch wolkenfreier und klarer sind.
Der große Vorteil des Herbstes und des Frühlings ist natürlich, dass Reisen in die nördlichen Regionen Skandinaviens wesentlich einfacher sind, als im tiefsten Winter. Außerdem kannst du auch die Tage nutzen um die wunderschönen Landschaften im hohen Norden zu erkunden. In den Wintermonaten ist das Tageslicht nur extrem kurz, teilweise sogar gar nicht, sichtbar!
Die beste Uhrzeit für die Sichtung von Polarlichtern
Kommen wir zur nächsten wichtigen Frage: Zu welcher Uhrzeit können Polarlichter am besten beobachtet werden? Wir kennen das Gefühl nur zu gut, die ganze Nacht unruhig im Bett zu liegen. Immer mit der Sorge vielleicht gerade die schönsten Nordlichter zu verpassen! Aber keine Sorgen, mittlerweile haben wir dazu gelernt und möchten dich natürlich nicht im dunkeln lassen:
Auch hier hilft uns die Statistik und unsere eigene Erfahrung. Grundsätzlich kann die Zeit für Sichtungen von Nordlichtern auf 18 Uhr bis 01 Uhr Nachts eingegrenzt werden. Wobei es statistisch in der Stunde von 22 Uhr – 23 Uhr am häufigsten auftritt. Und genau diese Erfahrung haben auch wir gemacht. Natürlich hast du in einer intensiven Nordlicht Nacht auch nach 01 Uhr noch die Chance etwas zu sehen, die Intensität wird aber mit zunehmender Stunde abnehmen. Du musst dir also nicht die Nächte um die Ohren schlagen, sondern kannst dich auf die Zeit bis Mitternacht konzentrieren!
Wo können Nordlichter in Schweden und Norwegen überall beobachtet werden?
Ganz einfach kann man sagen, dass du Nordlichter zu der richtigen Jahreszeit überall ab dem Polarkreis und nördlich davon sehen kannst. Es gibt natürlich auch hier Ausnahmen und du hast deutlich weiter südlich Glück, wir sprechen hier aber von wirklich kräftigem leuchten am Himmel und nicht nur von einem leichten Schleier. Zusätzlich gilt: Je weiter im Norden, desto stärker und regelmäßiger auch die Sichtungen.
Das Zentrum des Nordlicht-Gürtels trifft in Norwegen die Lofoten-Inseln und folgt der Inseln Senja, der norwegischen Nordlicht-Hauptstadt Tromsö und anschließend der Küste hinauf bis zum Nordkap und weiter in Richtung Nordpol. In Schweden ist die Region rund um die „letzte Wildnis Europas“, also den Nationalparks Sarek, Stora Sjöfallet und Abisko, der perfekte Ort für Nordlicht Sichtungen. Aber auch südlicher, rund um den Polarkreis in der Region Jokkmokk, können Aurora borealis häufig gesehen werden.
Grundsätzlich gilt: Kein Standpunkt ist wirklich besser als der andere. Oft hängt es nur an den jeweiligen Wetterbedingungen, tatsächlich wird oft auch dasselbe Polarlicht beobachtet, auch wenn hunderte Kilometer zwischen den Orten liegen.
Die besten Anlaufstellen für Nordlichter in Norwegen
Hier eine Übersicht der Gegenden, in welchen du unserer Meinung eine der besten Chancen auf Nordlichter in Norwegen hast:
Die Lofoten – Wild, ausgesetzt, wunderschön
Die Inselgruppe der Lofoten, im Norden der norwegischen Westküste, ist eine der besten Anlaufstellen für die Sichtung von Nordlichtern. Hier trifft das Nordlicht-Oval im Südwesten zum ersten Mal das Land und ermöglicht unglaubliche Beobachtungen! Ein kleiner Tipp von uns: Achte darauf, dass du freie Sicht in Richtung Norden hast und keiner der schroffen Berge deine Sicht versperrt!
Die Insel Senja – unberührt & einsam
Die Insel Senja liegt direkt nördlich der Lofoten und ist ebenfalls ein wahres Paradies für Nordlichtjäger. Anders als die Lofoten ist die Insel deutlich dünner besiedelt und daher ein schwererer Ausgangspunkt für einen längeren Aufenthalt. Besonders im späten Herbst solltest du dir einen Abstecher aber auf keinen Fall entgehen lassen!
Tromsö – Der berühmteste Spot für Nordlichter
Jeder der schon einmal nach Nordlichtern in Europa recherchiert hat, wird über die Stadt Tromsö gestolpert sein, die selbsternannte Nordlicht-Hauptstadt Europas. Hier findest du alles, was das touristische Herz höher fliegen lässt: Unzählige Unterkünfte, inkl. Eishotel und gläsernen Kuppeln, Nordlicht-Touren-Anbieter, Huskyschlitten-Touren und Restaurants. Tromsö ist mit Abstand der lebendigste Orte für eine Reise zu den Nordlichtern und zusätzlich super mit dem Flugzeug an die großen Städte im Süden des Landes angebunden.
Die Stadt Alta – Im Zentrum des Nordlicht-Ovals
Die Stadt Alta ist das eigentliche Zentrum der Nordlichter in Norwegen. Noch einmal deutlich weiter nördlich gelegen als Tromsö liegt sie im Zentrum des Nordlicht Ovals, selbst die Kirche der Stadt wurde „Nordlichtkathedrale“ getauft. Jedoch ist Alta, genau wie der Nordkapp, im Winter nur sehr schwer und unzuverlässig zu erreichen. Daher solltest du dich unserer Meinung nach eher auf die anderen Orte etwas weiter südlich konzentrieren.
Die besten Anlaufstellen für Polarlichter in Schweden
Kommen wir zu den besten Orten und Landschaften für deine Nordlicht Erfahrung in Schweden:
Abisko Nationalpark – Eisige Weiten im hohen Norden
Solltest du eine Reise durch Nordschweden und Nordnorwegen planen, wirst du wohl automatisch auch durch den Abisko Nationalpark fahren, da die nördlichste Verbindungsstraße zwischen Schweden und Norwegen direkt hindurch führt. Dich erwartet eine wunderschöne Hochebene im äußersten Norden von Schweden, hier lassen sich nicht nur hervorragend Nordlichter beobachten, sondern auch der Indian Summer im schwedischen Spätherbst. Als Ausgangspunkt für Ausflüge in den Abisko Nationalpark können wir dir Kiruna empfehlen, quasi das schwedische Tromsö und berühmteste Nordlicht-Stadt in Schweden.
Die letzte Wildnis: Sarek und Stora Sjöfallet Nationalpark
Du magst es gerne wild, einsam und herausfordernd? Dann solltest du dich auf den Weg in Richtung Sarek Nationalpark machen. Hier liegen sowohl Berge mit 2.000 Metern Höhe, als auch tiefe Täler und atemberaubende Schluchten. Der letzte Ort vor den Weiten des Nationalparks ist Kvikkjokk, nur über eine 100 Kilometer lange und extrem einsame Straße durch eine der schönsten Landschaften Europas zu erreichen. Sowohl der Sarek Nationalpark, als auch sein Nachbar der Stora Sjöfallet Nationapark sind etwas für erfahre Winterurlauber und Abenteurer. Hier ist es durch das extreme Wetter nicht ungewöhnlich für mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten zu werden!
Jokkmokk – Am schwedischen Polarkreis
Deutlich gesitteter geht es am schwedischen Polarkreis und der Region rund um Jokkmokk zu. Auch hier kannst du wunderschöne Nordlichter sehen. Jedoch musst allerdings nicht den Weg in die extremen Regionen des Nordens wagen. Ein super Kompromiss für alle mit weniger Zeit und weniger Risikofreude! Auch wir waren schon für Nordlichter in Jokkmokk und hatten eine traumhafte Zeit mit wunderschönen Sichtungen!
Können Nordlichter vorhergesagt werden?
Diese Frage wird dich sicher noch brennend interessieren: Ist es möglich die Sichtung von Nordlichtern an bestimmten Tagen oder sogar stundengenau vorher zu sagen? Die Antwort ist leider nicht ganz einfach: Ja und Nein!
Mit einigen Nordlicht-Apps wird der sogenannte KP-Index prognostiziert dargestellt. Einfach gesagt eine Maßeinheit für die Sonnenaktivität, aus dem dann eine Sichtungswahrscheinlichkeit für einen spezifischen Standort errechnet wird. Klasse sollte man auf den ersten Blick meinen, haben wir doch schon gelernt, dass Nordlichter durch Sonnenaktivität entstehen. So einfach ist es aber leider nicht, denn nur der realen Kp-Index ist wirklich für eine zuverlässige Vorhersage hilfreich. Dieser wird aber von keiner uns bekannten App verwendet, weil die Datenaufbereitung extrem komplex ist. Dennoch, wenn dir auf deiner Nordlicht-App eine hohe Wahrscheinlichkeit für Nordlichter (mehr als 10%) angezeigt wird, stehen deine Chancen erst einmal sehr gut auch etwas zu entdecken!
Aber: Das Nordlicht ist eine Diva und die Show beginnt erst, wenn sie es möchte. Oder eben auch nicht! Geduld ist eine Tugend – das gilt ganz besonders beim Warten auf das Polarlicht. Solange der Himmel klar ist und du keine Sichtbeschränkungen hast, kannst du theoretisch an jedem Tag zwischen September und April Nordlichter beobachten. Das gilt leider auch, wenn der KP-Wert auf deiner App eine Chance von 0% zeigt. Wir hatten einige unserer schönsten Sichtungen an eigentlich „schlechten“ Tagen.
Beeinflusst Mondlicht die Nordlichter?
Auf diese Frage ist die Antwort deutlich einfacher. Ja, Mondlicht beeinflusst die Sichtung von Nordlichtern. Jedoch nicht immer und in jedem Fall negativ! Ein sehr heller Mond, zum Beispiel Vollmond ohne Wolken, kann leichte Polarlichter überdecken und dafür sorgen, dass diese nicht erkannt werden. Bei sehr starken Nordlichtern kann es aber auch sein, dass diese sogar besser oder in anderen Farbspektren sichtbar sind. Bei kräftigem Mond wirkt der Himmel zudem oft bläulicher, für viele Fotografen der favorisierte Hintergrund für Nordlichter und vielleicht auch für dich sogar noch besonderer!
Das wichtigste für dein Nordlicht Foto
Für das perfekte Foto solltest du vor allem eines nicht vergessen: Ein Stativ! Sollte keines im Reisegepäck dabei sein, such dir unbedingt einen stabilen, festen Untergrund, auf dem du deine Kamera abstellen kannst. Denn anders als bei Tageslichtaufnahmen ist die Nordlicht-Fotografie aus der Hand quasi unmöglich. Zu schnell bewegen sich die Lichtschleier am Himmel hin und her. Das Ergebnis wäre ein verwaschenes Lichtermeer. Verwende stattdessen einen Selbstauslöser oder besser noch einen Fernauslöser, um beim Betätigen des Auslösers nicht an der Kamera zu wackeln.
Wichtig außerdem: Autofokus aus! Der sucht am dunklen Nachthimmel nämlich vergeblich nach einem hellen Fokuspunkt und löst unter Umständen gar nicht oder nur sehr verzögert aus. Stell deine Fokussierung stattdessen auf unendlich (∞), diese kleine Symbol findest du oben auf deinem Objektiv. Stell zudem deine Blende auf die kleinstmögliche Öffnung (für größtmögliche Tiefenschärfe), wähle je nach Helligkeit der Lichter eine Verschlusszeit von etwa 20 Sekunden und los geht’s!
Du interessierst dich für auch für unsere Reisen durch Skandinavien und bist auf der Suche nach weiterer Inspiration? Schau doch auch mal hier vorbei: