Die Meisten kennen ihn, viele haben ihn auf ihrer Bucket List: Den Jasper Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains. Neben dem Banff Nationalpark ist dieser Park wohl der bekannteste und beliebteste in Kanada. Natürlich darf er daher auch auf unserer Route durch den Westen Kanadas nicht fehlen. Mit einer Fläche von fast 11.000 Quadratkilometern ist er der größte Nationalpark der Rocky Mountains und bedeckt diese beinahe zur Hälfte. Nördlich grenzt er an den Mt. Robson Provincial Park, südlich an den Banff Nationalpark.
Wir haben auf unserer Reise im Oktober eine ganze Woche in diesem Naturparadies verbracht und hier einmal unsere persönlichen Highlights im Jasper Nationalpark für dich zusammengefasst:
1. Maligne Canyon
Nur etwa 5 Kilometer von der kleinen Stadt Jasper entfernt führt eine Seitenstraße 45 Kilometer in Richtung Maligne Lake. Diese bringt dich sowohl am Maligne Canyon, als auch am Medicine Lake vorbei. Der Maligne Canyon ist dabei definitiv einen Stopp wert, auch wenn es hier selbst in der Nebensaison teilweise sehr voll ist.
Der Canyon entstand durch den Maligne River, welcher im gletschergespeisten Maligne Lake 40 Kilometer östlich entspringt. Auf einem Wanderweg entlang des Canyons kannst du sechs Brücken erwandern. Die ersten drei sind bereits nach 30 Minuten abgearbeitet. Spätestens auf dem Weg zu der vierten Brücke werden die Besucherströme deutlich weniger und du hast den Canyon mit Glück fast für dich alleine! Wenn du es bis Brücke sechs und wieder zurück schaffen möchtest, solltest du etwa fünf Stunden Zeit einplanen. Wir sind an unserem ersten Nachmittag im Nationalpark bei Brücke vier umgekehrt.
2. Medicine Lake
Auf ungefähr halber Strecke vom Maligne Canyon zum Maligne Lake erwartet dich der Medicine Lake. Viele Geschichten der First Nations handeln von diesem für sie heiligen Ort. Wenn du wie wir im Herbst durch das Land reist, wirst du feststellen, dass der See sichtbar kaum existent ist. Tatsächlich schwankt der Wasserpegel des Sees je nach Jahreszeit extrem. Im Herbst, wenn der Schmelzwasserzufluss am geringsten ist, verschwindet er beinahe komplett. Durch unterirdische Höhlen und Spalten wird das Wasser, das vom Maligne Lake den Maligne River speist, quasi unsichtbar unterhalb des Sees transportiert. Es taucht erst nach 16 Kilometern nahe des Maligne Canyon wieder an der Oberfläche auf.
Jetzt fragst du dich sicher, warum du trotzdem an einem nicht als See erkennbaren See anhalten solltest, oder? Wir verraten es dir!
In dem von der Maligne Lake Road durchkreuzten Gebiet gibt es eine besonders hohe Population an Tieren, insbesondere an Elchen! Diese lassen sich am besten bei Sonnenauf-, oder Untergang entlang der Straße oder aber in den verbliebenen flachen Wasserflächen des Medicine Lakes entdecken! Wir hatten sowohl auf unserem Hin-, als auch Rückweg Glück und durften eine Elchkuh samt Nachwuchs beobachten. Dieses Highlight möchtest du dir nicht entgehen lassen, oder? 🙂
3. Maligne Lake, Moose Lake Trail & Spirit Island
Der Maligne Lake ist der größte von Gletschern gespeiste See der Rocky Mountains und ein wahrer Besuchermagnet. In der Sonne strahlt er in traumhaftem Türkis, im Herbst ist er oft von Nebelschwaden umgeben, die ebenfalls ein schönes Fotomotiv hergeben.
Neben mehreren Wanderungen ist der Maligne Lake vor allem für die beiden folgenden Dinge bekannt:
Moose Lake Trail
Rechts vom Bootsanleger führt ein ca. zweistündiger Wanderweg durch dichten Wald zum Moose Lake. Der kleine See hat seinen Namen nicht ohne Grund, denn er ist ein beliebter Aufenthaltsort für Elche und ihren Nachwuchs. Besonders in den warmen Sommermonaten, bevor die Besucherströme eintreffen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, hier einem Elch zu begegnen.
Neben den großen Waldbewohnern kannst du mit etwas Glück auch Schwarzbären treffen, die aufgrund der Vielfalt an Beeren und Pflanzen gerne für einen Stopp am Rande des Sees vorbeikommen. Wir hatten an unserem verregneten Morgen leider weniger Glück und haben einfach nur die schöne Wanderung durch den Wald genossen.
Spirit Island
Eines der weltweit bekanntesten Fotomotive Kanadas und für viele Urlauber ein Highlight des Jasper Nationalparks liegt im Maligne Lake, nicht zu Fuß oder mit dem Auto erreichbar: Spirit Island. Eine kleine, von Bäumen bewachsene Insel, im vom Parkplatz weit entfernten Teil des Sees.
Wir möchten an dieser Stelle sagen, dass es uns keine 80 CAD$ wert war, auf einem überfüllten Touristenboot auf den See hinaus zu fahren, um sich eine kleine Insel anzusehen. Wir haben auf unserer Reise durch Kanada viele ähnliche und teilweise auch schönere Inseln in ähnlichem Panorama gefunden, die keine teure Tour erfordern. Trotzdem findest du hier ein Foto, welches die kleine Insel zeigt.
4. Town of Jasper: Herz des Nationalparks
Jasper ist der einzige größere Ort im gleichnamigen Nationalpark und dein Versorgungszentrum, wenn du vor hast, den Park, so wie wir, länger zu bereisen. Neben allerlei kleiner Lokale und Pubs findest du hier Tankstellen, Supermärkten, einer Post, Wäscherei und diversen Shops. Uns hat die kleine Stadt sehr gut gefallen; sie ist überschaubar und bietet doch alles, was das Camperherz begehrt. Unser persönliches Highlight war die kleine, gemütliche Bibliothek des Örtchens, in der wir gleich zwei Nachmittage verbracht haben. Neben der Nutzung des kostenlosen und besten WIFIs, das wir in und um Japser gefunden haben, kann man hier tief in die Geschichte des Landes eintauchen oder einfach nur ganz in Ruhe den Lieblingskrimi lesen.
5. Mt. Edith Cavell: Path of the Glacier Trail
Wenn du die Stadt Jasper nach Süden in Richtung Icefields Parkway verlässt, kommst du nach ungefähr 20 Kilometern an eine Abzweigung in Richtung Mt. Edith Cavell und seinen berühmten Gletschern: Dem Angel sowie dem Cavell Glacier. Nimm dir die Zeit für eine Wanderung in dieser Welt aus Eis und Schnee. Selbst im Sommer schwimmen auf dem kleinen Gletschersee Eisschollen und kleine Eisberge und versetzten dich in eine andere Jahreszeit! In einem separaten Artikel haben wir die Wanderung einmal im Detail für dich beschrieben!
6. Icefields Parkway: 230 Kilometer atemberaubende Schönheit
Auch der berühmte Icefields Parkway darf in einer Highlight-Übersicht des Jasper National Parks natürlich nicht fehlen! Auf einer Strecke von rund 230 Kilometern führt die oft als „schönste Panoramastraße der Welt“ bezeichnete Route durch das Hochgebirge der Rocky Mountains. Gespickt von Berggipfeln, Gletschern, türkisen Bergseen und Wasserfällen. Vorbei an unzähligen Haltepunkten an der Straße, Campgrounds und Möglichkeiten zum Wandern. Die nördliche Hälfte dieser atemberaubenden Landschaft liegt geschützt im Jasper Nationalpark. Seinen Namen hat der Icefields Parkway vom riesigen Columbia-Eisfeld, welches unzugänglich an der kontinentalen Wasserscheide, mit zahlreichen weiteren Gletscherzungen in die Täler der Region dringt.
Es wäre zu viel, alle Höhepunkte dieser Route in diesem Artikel unterzubringen. Daher haben wir diese in einem separaten Artikel, der sich ausschließlich dem Icefields Parkway widmet, für dich niedergeschrieben. Siehe hier 🙂
7. Wildlife im Jasper Nationalpark
Während du durch den Park fährst wirst du immer wieder folgenden Gedanken haben: „Wow, das ist ja ein echtes Paradies für Bären, Elche, Wapitis und Wölfe“. Oder zumindest so ähnlich! 😉 Und du hast Recht! Hier kann dir hinter jeder Ecke, auf jeder Straße oder bei jeder Wanderung ein wildes Tier begegnen. Ob es die Wapiti-Herde ist, die beim Morgengrauen vor den Toren Jaspers grast, die Elch-Familie, die durch den Medicine Lake stapft oder die kleinen Pikas, die zwischen großen Felsen umherhuschen.
Auch wenn wir in der Nebensaison unterwegs waren und die Bären der Region sich in die tiefen der Wälder zurückgezogen hatten, so haben wir doch wirklich viele Tiere entdecken können. In der Hauptsaison, so haben wir uns sagen lassen, sind diese Sichtungen noch häufiger und vielseitiger.
8. Die Campgrounds im Jasper Nationalpark
Wie auch im Rest von British Columbia und Alberta ist das Wildcampen und Übernachten in Wohnmobilen ohne Campground verboten. Im Jasper Nationalpark gibt es daher, wie in nahezu allen National-, und Provincialparks, feste Campgrounds. Diese solltest du in der Hauptsaison teilweise besser vorher reservieren, um einen Platz sicher zu haben.
Wenn du wie wir im Herbst unterwegs bist, ist die Konkurrenz an Stellplatz suchenden Mitcampern zwar überschaubar, die Auswahl an Campgrounds allerdings ebenso. So gab es im ganzen Jasper Nationalpark nur noch 3-4 offene Plätze. Unserer Auswahl: Der Snaring Campground 15 km nördlich von Jasper, der Wabasso Campground in der Nähe des Mt. Edith Cavell und der Rampart Creek Campground südlich des Columbia Eisfeldes. Alle Plätze haben in der Nebensaison zwischen 17 und 23 CAD$ gekostet, eine Fire Permit (Berechtigung um ein Lagerfeuer zu entzünden) kostet noch einmal 8,80 CAD$ pro Tag extra.
Uns haben ausnahmslos alle Campgrounds gut gefallen! Sie liegen alle in schöner Natur, haben Feuerstellen, einen großen Tisch, ausreichend Platz sowie grundlegende Sanitäreinrichtungen. Zudem gibt es überall kostenloses Feuerholz, sodass mit der gekauften Permit dieses gleich inkludiert ist.
Du solltest also unbedingt ein paar Tage hier verbringen und die Atmosphäre im Jasper Nationalpark genießen. Es gibt nichts schöneres, als nach einem langen Tag in der Natur am eigenen Lagerfeuer Stockbrot zu machen und die Sterne über den Bergspitzen zu beobachten!
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