Während unserer sechsmonatigen Rundreise durch Norwegen und Schweden sind wir mit unserem Camper auch auf die Insel Senja, welche nordöstlich der Lofoten Inselgruppe und weit nördlich des Polarkreises liegt, gereist. Die Insel ist auch unter dem Namen „Klein Norwegen“ bekannt. Hier gibt es auf kleinstem Raum alles zu entdecken, wofür Norwegen bekannt ist: Tiefblaue Fjorde, spektakuläre Bergketten, kleine idyllische Fischerdörfer und mit ein wenig Glück auch jede Menge Wildlife Sichtungen!

In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf unsere schönsten Ausflüge und Highlights auf der Nordmeerinsel. Wir geben dir hilfreiche Tipps für deine eigene Reise mit dem Wohnmobil auf Senja und einen Einblick in die Bedingungen, die dich im wilden Herbst weit oben in Norwegen erwarten können! Aber hier kommt als erster eine kleine Übersichtskarte mit den Routenpunkten unserer Tour, welche du dir natürlich gerne für deinen eigenen Roadtrip auf Senja abspeichern kannst!

Übersichtskarte Senja mit dem Camper

Unsere Anreise auf die Insel Senja

Wir haben auf unserer Reise durch Skandinavien mehr als vier Monate nördlich des Polarkreises und insgesamt fast zwei Monate im Herbst auf den Inselgruppen Lofoten, Senja und Vesterålen verbracht. Für uns war die Rundtour über Senja der nördlichste und gleichzeitig erste Halt unserer Inselhopping Tour mit dem Camper. Wir haben uns bei der Anreise für die Festlandroute über die Städte Narvik, Finnsnes und die Überquerung der Gisundbrücke entschieden, welche das Festland von Troms og Finnmark mit der Insel verbindet. Hierbei handelt es sich in der Nebensaison, welche so weit nördlich bereits Anfang September startet und erst im Mai wieder endet, um die einzige konstante und wirklich sinnvolle Verbindung.

In der touristischen Hauptsaison, von Anfang Mai bis Anfang September, hast du zusätzlich die Möglichkeit mit der Fähre von der Vesteråleninsel Andøya, von Andenes nach Gryllefjord, anzureisen. Diese Verbindung ist vor allem für diejenigen interessant, die mehrere Inseln im Nordmeer miteinander kombinieren möchten. Solltest du deine Reise von Senja aus weiter in den Norden planen, dann lässt sich mit der Fähre von Botnhamn nach Brensholmen auf dem Weg nach Tromsö eine Menge Strecke sparen. Auch wenn wir dir empfehlen würden, dir diese traumhafte Landschaftsroute entlang der Fjorde von Troms nicht entgehen zu lassen!

Das raue Inselwetter im Herbst

Zum Wetter von Mitte September bis Ende November auf den nördlichen Inseln von Norwegen kann man vorweg eines sagen: Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit so sein, wie man sich Herbstwetter 500 Kilometer nördlich des Polarkreises vorstellt. Es ist windig, es regnet, es scheint die Sonne und es kann schneien. Vielleicht sogar genau in der Reihenfolge. Und vielleicht sogar alles an einem Tag!

Wenn du, wie wir, eher wetterunerschrocken bist und du dir aufgrund der ruhigeren Nebensaison und der schönen Herbstfarben bewusst diese Jahreszeit ausgesucht hast, dann haben wir hier ein paar Tipps und Erfahrungen für dich:

Egal wie gut das Wetter im nächsten Ort vorhergesagt ist, auf Senja hat jeder Fjord sein eigenes Klima! Nicht selten liegen zwischen Sonnenschein und Regenwetter nur wenige Kilometer!
Plan deine Reise flexibel! Die Insel ist nicht besonders groß, daher ist es auch nicht schlimm die geplante Route zugunsten eines passenderen Programmpunktes kurzfristig zu ändern und später noch einmal zurück zu fahren!
Nutze bewölkte Tage einfach für einen kleinen Roadtrip und erkunde eher unbekanntere Ecken der Insel bei einer Panoramafahrt. Du wirst überrascht sein, wie viel du an einem Regentag auf Senja erleben kannst!
Teufelszähne Senja

Diese Reisedauer würden wir dir für Senja empfehlen

Da wir auf unseren Reisen nicht nur Urlaub machen, sondern gleichzeitig auch arbeiten, reisen wir verhältnismäßig langsam und verbringen in der Regel mehrere Tage an einem Ort. Insgesamt haben wir 21 Tage auf Senja verbracht. Dabei haben wir, zumindest soweit es das Wetter zugelassen hat, das Meiste von dem was wir uns vorgenommen haben auch entdecken können. Wenn du die Insel ausführlich bereisen möchtest und dabei mindestens zwei Wanderungen auf dem Programm stehen, empfehlen wir dir mindestens 6-7 Tage einzuplanen. Je mehr Wanderungen du machen möchtest, desto mehr Tage würden wir hinzurechnen. Beachte bei deiner Planung auf jeden Fall die Jahreszeit und kalkuliere im Frühling und Herbst besser ein wenig Pufferzeit mit ein. So kannst du ggf. auch mal schlechtes Wetter vorbeiziehen lassen ohne in Zeitdruck zu geraten.

Roadtrip um den Ånderdalen-Nationalpark

Unsere Tour über die Insel startet mit eher wechselhaftem Wetter. Eigentlich hatten wir vor, direkt mit einer Wanderung zum Åndervatnet, im Herzen des Nationalparks, in unseren Aufenthalt zu starten. Da der Weg in das Hochmoor des Ånderdalen aber nach den starken Regenfällen der letzten Tage von tiefen Schlammpfaden gepflastert sein soll, entscheiden wir uns für eine Alternative.

Wir machen einen ganztägigen Roadtrip um den 136 Quadratkilometer großen Nationalpark, der eine Fläche von einem Zehntel der Insel Senja einnimmt. Wir folgen der Straße 86 von Silsand in Richtung Westen. Schon nach wenigen Kilometern verlassen wir die kleine Stadt und fahren vorbei an herbstlich-orange leuchtenden Ebenen und kleinen Seen. Die perfekte Landschaft für Elche, welche es auf der Insel laut berichten in großer Anzahl geben soll. Kurz hinter der winzigen Siedlung Svanelvmoen biegen wir auf die Panoramastraße Fv232 ab, welche uns binnen Minuten erst vorbei am See Kapervatna und anschließend in eine spektakuläre Hochgebirgskulisse führt. Wahnsinn, wir fühlen uns direkt zurückversetzt in die bergigen und gewaltigen Fjordlandschaften von Südnorwegen.

Eine der schönsten Panoramastraßen Norwegens

Gefühlt im Schneckentempo schleichen wir über die gut ausgebaute Passstraße. Nicht weil das Wetter es nicht anders zulassen würde, sondern weil wir uns von der Aussicht aus dem Fenster nicht satt sehen können und so ziemlich jede Haltebucht für eine Fotopause nutzen. Einer der schönsten Spots ist für uns der kleine Wasserlauf inklusive Brücke am Stora Botnvatnet kurz bevor es in steilen Serpentine an die Küstelinie beim Örtchen Sifjord geht.

Von hier aus folgen wir der Küstenstraße in Richtung Süden bis zu einem kleinen Wanderparkplatz (69°15’03.7″N 17°08’46.6″E), unserer Meinung nach auch ein hervorragender Platz für eine Übernachtung, und nutzen ein kurzes Wetterfenster für einen ausgiebigen Spaziergang in Richtung des Wasserfalls Gjeskefossen. Auf dem Weg haben wir sogar noch das Glück einen Seeadler an uns vorbei fliegen zu sehen. Trotz wechselhaftem Wetter ein wirklich gelungener Start auf der Insel Senja!

Über die Aussichtsplattform Bergsbotn zu unserer ersten Wanderung

Unsere Inselerkundung geht nach zwei stürmischen Tagen und Nächten auf der Hochebene weiter. Wir fahren zurück auf die Hauptstraße und weiter über die Straße 86 in Richtung Norden, in die Region in der es die meisten Sehenswürdigkeiten und Highlights der Insel zu entdecken gibt. Im Ort Straumsbotn biegen wir rechts auf die Küsten-Landschaftsroute ab. Nach knapp 10 Minuten stehen wir auf dem wirklich winzigen Parkplatz der Aussichtsplattform Bergsbotn mit einem der klassischen Senja Fjord-Motive. Wir haben Glück und die kleine hölzernde Plattform ist gerade menschenleer – Zeit den traumhaften Ausblick zu genießen!

Eine halbe Stunde später sitzen wir wieder im Camper, der Parkplatz hat mit nun insgesamt vier Fahrzeugen seine Kapazitätsgrenze erreicht und wir wollen nicht länger im Weg stehen. Wir steuern unser Tagesziel, den kleinen Ort Skaland, gegenüber der kleinen Inselarchipele Bergsøyan, an. Hier haben wir auch einen absoluten Stellplatz bzw. Campingplatz Tipp für euch: Der Skaland Campingplatz hat zusätzliche Stellplätze direkt am kleinen Hafen hinter dem Joker Supermarkt. Für all diejenigen, die nicht direkt auf einen Stromanschluss angewiesen sind, ein super idyllischer Ort um die Nacht und den Tag zu verbringen! Kleiner Bonus: Direkt nebenan ist ein uriger Pub, in dem es leckeres lokales Bier und einige Snacks gibt! Darauf werden wir nach unserer geplanten Wanderung am nächsten Tag definitiv zurückkommen.

Sonnenuntergangswanderung auf den Husfjellet

Den nächsten Tag lassen wir mit Blick auf das offene Meer bewusst ganz ruhig angehen. Für den Nachmittag haben wir eine Wanderung auf den Husfjellet geplant, die praktischerweise nur wenige Meter neben unserem Hafenstellplatz beginnt. Das Schöne an der Nebensaison: Wir haben den Stellplatz fast komplett für uns alleine und beobachten für einige Zeit ganz in Ruhe die Seeschwalben bei der Fischjagd im Hafenbecken.

Die Wanderschuhe sind geschnürrt und der langsame, aber stetige, Aufstieg auf die malerische Hochklippe beginnt. Die Tour ist zu keinem Zeitpunkt der insgesamt ca. drei Stunden extrem steil oder schwer zu bewältigen. Ein wenig Kondition sollte man jedoch mitbringen. Immerhin gilt es, auf einer Strecke von 3,5 Kilometern eine Höhe von 635 Metern zu erklimmen. Typisch wandern in Norwegen eben – Wanderungen sind hier selten extrem weit, aber häufig mit vielen Höhenmetern verbunden.

Das Wetter ist auf unserer Seite

Schon nach der Hälfte der Strecke erwartet uns auf der Hochebene Sommardalen ein spektakulärer Weitblick auf den Fjord, das offene Meer und die gegenüberliegende Bergwelt. Die tiefstehende Sonne beginnt bereits damit die Landschaft in warme Farben zu tauchen, als wir unseren Weg die letzten 300 Höhenmeter bis zum Gipfel fortsetzen. Wie so oft im Herbst, liegt dieser aktuell noch in den Wolken, kann jedoch gefühlt in jeder Sekunde durchbrechen.

Zu unserer Begeisterung passiert in der Minute in der wir die Wolkengrenze erreichen, und uns für eine kleine Stärkung entscheiden, genau das. Die Wolken klaren auf und geben den Blick auf die Spitze der Klippe frei. Ein wirklich einmaliges Gefühl genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und bei einsetzendem Sonnenuntergang in die Tiefe blicken zu können. In der Entfernung können wir sogar die markanten Spitzen der Teufelszähne erkennen, ein Highlight der Insel das wir uns für einen der nächsten Tage vorgenommen haben.

Zurück am Camper genehmigen wir uns eine heiße Dusche auf dem Campingplatz und eine leckere Pizza im oben erwähnten Pub. Damit endet ein wirklich traumhafter Herbsttag im hohen Norden.

Zeit für ruhige Stunden am Bøstranda

Nur 5 Kilometer von der Ortschaft Skaland entfernt liegt der Bøstranda, einer der schönsten und klarsten Sandstrände der Insel. In vorherigen Jahren war es wohl in der Nebensaison noch möglich, mit dem Camper direkt am Strand zu übernachten. Mittlerweile vermittelt ein großes Verbotsschild die aktuelle Stimmung in Bezug auf Vans und Wohnmobile auf der Insel ziemlich passend. Senja ist schon lange kein unbekanntes Reiseziel mehr und die Zeiten, in denen sich der Fokus eher auf die Lofoten gerichtet hat, sind vorbei. Jahr für Jahr kommen mehr Wohnmobilreisende und immer mehr freie Stellplatzmöglichkeiten verschwinden. Wir können den Frust der Anwohner oftmals sehr gut nachvollziehen. Vor allem dann, wenn öffentlich zugängliche Parkplätze oder Ausweichbuchten für die lokale Bevölkerung schlicht nicht mehr nutzbar oder zugänglich gehalten werden.

Wir entscheiden uns heute entsprechend nur für einen kleinen Stop am Strand, schlendern durch das seichte Wasser und vertreten uns die Beine nach unserer gestrigen Wanderung. Zum übernachten kehren wir nach Skaland zurück.

Vom Tungeneset Viewpoint die Teufelszähne von Senja bestaunen

Vor einigen Tagen haben wir sie noch vom Gipfel des Husfjellet aus in der Ferne erkennen können, heute haben wir sie uns als gezieltes Motiv zum fotografieren ausgesucht: Die mächtigen Teufelszähne des Ersfjordes. Den mit Abstand besten Blick auf das Naturwunder hat man vom Viewpoint Tungeneset der auf der Spitze einer Landzunge zwischen Ersfjord und Steinfjord liegt. Hier wurde ein kleiner, wirklich schöner, Holzsteg angelegt der hinunter an die Felsenküste führt. Entlang der Wasserlinie lässt sich wunderbar spazieren und es bieten sich einige wirklich schöne Fotomotive. Vor allem bei tiefstehender Sonne zeigt sich die Szenerie noch einmal in ganz anderer Atmosphäre. Eines der Highlights, die man auf Senja auf gar keinen Fall verpassen darf!

Nach einem schönen sonnigen und vor allem warmen Nachmittag übernachten wir am nur vier Kilometer entfernten Ersfjordstranda. Hier tummeln sich auch in der Nebensaison die Camper, das Übernachten auf dem kleinen Parkplatz gegenüber des Strandes wird aber zumindest aktuell noch geduldet.

Über den Ersfjordstranda in das idyllische Fischerdorf Mefjordvær

Der Ersfjordstranda ist der mit Abstand bekannteste Strand auf Senja. Flaches türkises Wasser trifft hier auf die markante Fjordküste der Insel. Ein wirklich schönes Flecken Erde, das auf jeden Fall einen Abstecher wert ist. Aufgrund der kalten Luft, des Windes und des leider wirklich schlechten Internetempfangs zum Arbeiten, sind wir jedoch schon am nächsten Tag in der Früh wieder aufgebrochen. Auch heute halten wir die Fahrt eher kurz und steuern nur das zehn Kilometer entfernte Fischerdorf Mefjordvær an. Schon bei der Fahrt vorbei am Ortseingangsschild sind wir begeistert, Mefjordvær ist wirklich ein norwegisches Fischerdorf wie aus dem Bilderbuch. Inklusive Holzhäuser, Bootsanleger und einem kleinen sehr schön angelegten Steg. Auch Mefjordvær ist Teil der Landschaftsroute Senja, was vor allem an den schönen Aussichtspunkten, Holzinstallationen und Sanitäranlagen zu erkennen ist. Wir finden am Ende des kleinen Dorfes einen traumhaften Stellplatz direkt am Wasser auf dem wir die nächsten Tage verbringen werden.

Den Sonnenuntergang vom Knuten erleben

Wie so oft in Norwegens Bergwelt, ist auch hier die nächste Wandermöglichkeit nicht fern. Direkt hinter unserem Stellplatz beginnt der Aufstieg auf den kleinen Hausberg Knuten. Von einer Wanderung zu sprechen ist jedoch vielleicht etwas übertrieben, denn man erreicht sein Ziel bereits nach etwa 20-30 Minuten. Natürlich nicht ohne auf dem Weg noch über die ein oder andere malerische Kulisse zu stolpern, die natürlich fotografisch festgehalten werden muss!

Wir beobachten wie die Sonne am Horizont untergeht und die Bergkette entlang des Mefjords, zu dem auch der berühmte Segla gehört, in oranges Licht taucht. Die Lichter im Fischerdorf hinter uns werden mit jeder Minute mehr. Die letzten Fischer kehren in den Hafen zurück und wir machen uns auf den Rückweg zu unserem Camper.

Noch ein kleiner Tipp am Rande: Das Restaurant und Café Mefjord Brygge ist auf jeden Fall einen kulinarischen Besuch wert! Wir haben uns hier einen sehr leckeren Burger schmecken lassen.

Unsere Segla Wanderung: So hast du den Berg bestimmt noch nicht gesehen!

Insgesamt vier Nächte verbringen wir auf dem kleinen Naturstellplatz bei Mefjordvær, bevor wir der Meinung sind, dass das Wetterfenster gut genug für eine Wanderung zu DEM Highlight auf Senja ist. Die Rede ist natürlich vom Segla. Der Berg, der die Insel mit seiner spektakulären Form erst so richtig berühmt gemacht hat und zu dem jährliches zig tausende Wanderer und Outdoor-Begeisterte strömen.

Nach unserer positiven Erfahrung auf dem Husfjellet, haben wir uns auch dieses Mal wieder für eine Wanderung am Nachmittag entschieden. Zum einen, weil das Wetter zum Abend stabiler sein soll, zum anderen, weil die meisten Wanderer erfahrungsgemäß direkt am Morgen oder Vormittag starten. So zumindest der Plan, als wir dir durch engen und stockdunklen Tunnel fahren, der uns aus dem Mefjord nach Fjordgård, dem Ausgangspunkt der Wanderung, führt.

Tatsächlich trennen die beiden Ort Luftlinie nur etwa 5 Kilometer. Zwar ist die Fahrstrecke mit 25 Kilometern deutlich länger, aber dennoch hatten wir das Gefühl, das Wetter absolut richtig einzuschätzen. Gestartet sind wir bei strahlendem Sonnenschein und freiem Blick auf den Segla. Als wir den Tunnel wieder verlassen, finden wir uns jedoch plötzlich in einer dichten Nebel und Wolkenwand wieder, die den ganzen Ørnfjord eingehüllt hat. Und damit natürlich auch die von uns angesteuerte Wanderung. Auch das ist Inselwetter! Etwas ernüchtert parken wir unseren Camper erstmal auf dem großen neuen Parkplatz am Hafen von Fjordgård. Jetzt ist guter Rat wirklich teuer!

Wanderungen in Nordnorwegen - Norwegen Reiseplanung

Aufstieg mit Unsicherheiten, Kälte und 0 Meter Sichtweite

Wir beobachten mindestens eine halbe Stunde lang, wie diverse Wanderer mit ernüchterter Miene wieder zu ihrem Auto zurückkehren. Rückblickend wissen wir nicht mehr, was uns dazu bewegt hat tatsächlich doch noch in unsere Wanderschuhe zu steigen, die Stöcke in die Hand zu nehmen und die Tour auf den Hesten (der Panoramaberg neben dem Segla und das eigentliche Ziel der Tour) bei diesen Aussichten zu starten. Aber was sollen wir sagen? Es sollte eine der spektakulärsten Wanderungen unserer Zeit in Norwegen werden!

Von den ersten 400 Metern, des insgesamt 520 Meter hohen Aufstieges, können wir euch in der Tat nicht sonderlicht viel berichten. Wir haben unsere Hände kaum vor den Augen sehen können, die dichte Nebelwand hat unsere Kleidung zunehmenden durchnässt und auf dem schmalen und steilen Pfad zu bleiben ist aufgrund von nahezu unmöglicher Orientierung immer schwieriger geworden. Ach doch, Eines wäre da noch: Entmutigte Wanderer die uns beim entgegenkommen erzählen, dass es oben leider nichts zu sehen gibt. Logische Schlussfolgerung unsererseits? Natürlich weiterlaufen!

Schritt für Schritt zu einem der schönsten Gipfelerlebnisse in Norwegen

Mit jedem weiteren Höhenmeter wird es stiller und einsamer um uns herum. Ein seltsames Gefühl, denn eigentlich ist diese Wanderung zu jeder Tages- und Jahreszeit gut besucht. Zudem wissen wir, dass wir bei gutem Wetter schon vom ersten Schritt auf dem Wanderweg im Tal freie Sicht auf den Berg gehabt hätten. Heute steigen wir unbeirrt weiter auf. Immer in der Hoffnung, gleich die Wolkendecke zu durchstoßen und die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu fühlen die uns heute Mittag haben aufbrechen lassen. Doch langsam schwindet auch bei uns die Hoffnung. Wir haben die obere Felskante erreicht, die senkrecht 500 Meter über dem Mefjord thront. Hier entstehen normalerweise die schönste Postkartenmotive der Insel. Normalerweise.

Nach einer kurzen Verschnaufpause entscheiden wir, entlang des steilen Geröllpfades noch einige Meter weiter aufzusteigen. Gerade als wir dann doch frustriert zum umkehren ansetzen wollten, wird die Umgebung plötzlich heller, der Nebel lichtet sich, Sonnenstrahlen blitzen über unseren Köpfen und hinter uns ragt die mächtige Bergspitze des Segla aus einem weißen Wolkenmeer. Wir können unser Glück kaum fassen! Es dauert einige Sekunden bis wir realisieren was hier gerade passiert. Wir sind über den Wolken. Nur wir und die obersten 50 Meter des Segla. Ein einmaliges Fotomotiv und eine Kulisse, die wir so schnell nicht wieder vergessen werden! Aber schaut am besten einfach selbst:

Über das Schäreninsel Husøy zurück auf das Festland

Müde und erschöpft von unserem Bergabenteuer am Segla starten wir am nächsten Tag langsam die Rückreise in Richtung Festland. Wir erkunden die letzten wirklich schönen Kilometer der Landschaftsroute 862. Machen einen kurzen Abstecher auf die Schäreninsel Husøy und fahren bei typischem Herbstwetter entlang der Ostküste zurück nach Silsand und über die Gisundbrücke schließlich nach Finnsnes. Genau hier, wo vor drei Wochen unsere Senja Reise begonnen hat.

Persönlichen Erfahrungen und Tipps zum Freistehen mit dem Camper auf Senja

Wie schon zu Beginn des Beitrags kurz angeschnitten, wird das Freistehen auf Senja, ebenso wie auf den Lofoten, immer schwieriger. Wir können hier nur aus unserer Erfahrung in der Nebensaison berichten. In der Hauptsaison und Ferienzeit musst du dich grundsätzlich darauf einstellen, dass es noch einmal deutlich voller und komplizierter sein kann. Aber nun zu unserer persönlichen Erfahrungen aus dem Herbst 2023:

  • Freistehen auf Senja ist grundsätzlich an vielen Orten möglich, aber auch an vielen Stellen mittlerweile verboten. Die Suche nach einem Stellplatz kann mitunter ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Etwas worauf du dich definitiv einstellen solltest!
  • Je dichter du an die Highlights der Nordküste gelangst, umso komplizierter wird die Stellplatzsuche und umso mehr „Konkurrenz“ und Verbotsschilder gibt es. Entsprechend würden wir immer eher etwas weiter entfernt suchen und erst zu Tagesbeginn zu unserem Wunschort für den Tag fahren.
  • Für uns war es im Zentrum sowie im Süden der Insel immer am einfachsten einen schönen Stellplatz in der Natur zu finden. Vor allem entlang der Panoramastraße um den Ånderdalen Nationalpark sind wir immer wieder fündig geworden!
  • Leider haben wir immer wieder erlebt, dass auch auf den kleinsten Aussichtspunkten wie dem Bergsbotn oder Tungeneset Viewpoint übernachtet wurde. Das ist zwar grundsätzlich nicht ausdrücklich verboten, da aber auch ohne Wohnmobile schon kaum ausreichend Platz für alle Besucher ist, steht man hier mit seinem Camper definitiv im Weg. Zumindest haben wir das im Herbst mehr als einmal erlebt. Ebenso den dadurch entstehenden Frust der lokalen Bevölkerung.
  • Grundsätzlich gilt für uns auch bei der Stellplatzsuche auf Senja des gleiche wie überall: Bitte Rücksicht nehmen, mitdenken und niemandem einschränken – das gilt für Locals und natürlich auch andere Reisende die vielleicht schon vor euch einen Platz gefunden haben.

Uns jetzt ganz viel Spaß bei deiner weiteren Reiseplanung und unvergessliche Eindrücke bei deinem Roadtrip über die wunderschöne Nordmeerinsel Senja! In diesem Sinne: Let’s roadtrip the world!

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