Freiwilligenarbeit in Nepal, Au-pair in Neuseeland, Meeresbiologie-Kurs auf Pom Pom Island – Wenn man Ramonas Reisehistorie so hört, könnte man meinen, die 23-jährige sei die geborene Weltenbummlerin. Doch das war nicht immer so: Lange glaubte die gebürtige Bayerin, eine Akademiker-Laufbahn anstreben zu müssen, um gesellschaftlichen und familiären Ansprüchen gerecht zu werden.
Im Interview berichtet Ramona über ihren schwierigen Einstieg in die Berufswelt und wie sie heute ihre persönlichen Ziele und Träume an erste Stelle setzt.

Deine erste größere Reise führte dich während deines Studiums nach Nepal. Wie kam es dazu und was hast du vor Ort erlebt?

Ich habe direkt nach dem Abitur angefangen, Pädagogik und Kommunikationswissenschaft zu studieren. Bis heute denke ich, auch eine Ausbildung wäre eine super Grundlage gewesen. Ich habe mich schon immer sehr für Meeresbiologie und Archäologie interessiert, aber eine Ausbildung nach dem Abitur? Eine vertane Chance, ließ ich mir einreden. Ein Auslandsjahr habe ich mir von meinen Eltern ausreden lassen. Man muss ja schließlich was werden im Leben. Im dritten Studienjahr hat mich dann aber die Reiselust gepackt und ich habe Flüge für einen Monat Nepal gebucht, um dort in einem Dorf nahe Kathmandu Freiwilligenarbeit zu leisten. Was für den Lebenslauf tun – Freiwilligenarbeit kommt ja immer gut. Und weil ich etwas Sinnvolles machen wollte. Ich liebe es, Menschen zu helfen und die Arbeit mit Kindern ist unglaublich erfüllend für mich. Die Reise habe ich ohne Agentur gebucht und über jemanden organisiert, der jemanden kannte, der dort ein lokales Hilfsprojekt leitet.

Es war eine sehr intensive Zeit. Mit den Kindern habe ich viel gelacht. Alleine habe ich viel geweint. Es ist das eine, zu wissen, was einen erwartet und das andere, es wirklich zu erleben. So viel Armut, Elend und unhygienische Lebensverhältnisse. Viele der Erdbebenopfer von 2015 leben noch heute in Zelten. Viele der Eltern und Kinder leiden unter einem Trauma, weil ihnen alles genommen wurde, was die Familie seit Generationen aufgebaut hatte. Familienmitglieder, Felder, Häuser und Tiere. Gelder der Regierung werden von Korruption verschlungen.

Wie ging es nach Nepal für dich weiter?

Zurück in der Heimat hatte ich noch zehn Wochen, bis ich meine Bachelorarbeit abgeben musste. Der Kulturschock, wieder zu Hause zu sein, war unglaublich. Ich fühlte mich verloren. Mental und physisch hatte mich Nepal sehr belastet. Als ich schließlich meine Bachelorarbeit abgegeben hatte, war ich leer. 

Im Master wollte ich mich gerne auf Erwachsenenbildung spezialisieren. An der Uni hatte ich jüngere Semester unterrichtet und hatte unglaublich viel Spaß daran. Als ich mich erkundigte, merkte ich schnell: Die Bewerbungsfristen für den Master hatte ich schlichtweg verpasst, auch wenn ich mit meinen Noten im Bachelor keine Probleme bei der Zulassung gehabt hätte. Ich schrieb mich für ein Semester Lehramt ein, wusste aber, dass ich nicht hingehen würde. So als Übergangslösung, um nicht ganz blank dazustehen.


Meine Mutter war sauer, der Rest meiner Familie verständnislos. Ich suchte mir passend zu meinem Abschluss einen Studentenjob in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Nebenbei bereitete ich mein großes Abenteuer vor: Ich wollte die Welt entdecken, bevor ich weiter studierte. Eine Freundin hatte mir von ihrem Au-Pair-Aufenthalt in Neuseeland erzählt. Reisen kostet Geld und als Au-pair verdient man welches. Das klang für mich auf Anhieb attraktiv – zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Zudem hatte ich bereits sechs Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Kindern. Ich platzierte meine Bewerbung über verschiedene Agenturen und schließlich fiel die Wahl auf Neuseeland, weil mich besonders Natur und Kultur dort interessierten.

Und plötzlich warst du deinem Traum von einem langen Auslandsaufenthalt ganz nah! Wie fühlte sich das für dich an? Hattest du Zweifel, ob die Reise nach Neuseeland die richtige Entscheidung für dich ist?

Ich hatte viele Ängste, in ein Land zu gehen, wo ich die Sprache zwar sprach, aber doch nicht fließend. Autofahren auf der linken Straßenseite klingt nicht nur unheimlich, sondern war es für mich auch. Vor allem, weil natürlich auch die Kreisverkehre andersherum befahren werden. Ich hatte Angst, auf mich alleine gestellt zu sein. Deswegen habe ich mir eine Agentur gesucht. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung zum gegebenen Zeitpunkt, weil es mir Sicherheit gegeben hat. Aber eigentlich war es unnötig. Neuseeland ist sehr “europäisch” und in vielen Dingen viel einfacher gestrickt als Deutschland. Jeder, der jemals eine deutsche Steuererklärung gemacht hat, weiß, wovon ich spreche. Meine neuseeländische Steuerrückerstattung kam quasi automatisch auf mein DEUTSCHES Konto, weil ich bereits wieder zurück war!

Natürlich habe ich mir auch Gedanken gemacht, wie die Auszeit wohl in meinem Lebenslauf aussehen würde. Aber da kommt es meiner Meinung nach nur auf die richtige Argumentation an: Englisch fließend zu sprechen ist ein Vorteil in vielen Unternehmen. Zudem wollte ich gerne einen Kurs in Erwachsenenbildung an der Uni machen. Das war allerdings bevor ich mir die Studiengebühren in Neuseeland angesehen hatte. Schlussendlich hat mich in Deutschland aber einfach nichts gehalten, nachdem ich sowieso ein Jahr auf den Master hätte warten müssen.

Du hast durchklingen lassen, dass deine Eltern sich eine akademische Laufbahn bei dir gewünscht hätten. Wie haben sie reagiert, als du ihnen von deinen Neuseeland-Plänen berichtet hast?

Meine Familie war skeptisch und ängstlich. Neuseeland ist ja doch nicht gerade ums Eck. Mein Vater hat mich überrascht. Von ihm hatte ich am meisten Gegenwind erwartet. Aber er hat es mir sehr einfach gemacht und mich stark unterstützt, alleine dadurch, dass er keine Gegenworte hatte. Ich weiß, ich kann immer wieder nach Hause zurückkommen und einmal sagte er: „Wenn doch etwas schief geht, bist du in weniger als drei Tagen zu Hause.“ Und er hat verdammt Recht. Sogar vom anderen Ende der Welt kommt man innerhalb von drei Tagen wieder nach Hause.

Wie war die erste Zeit in Neuseeland für dich? Hast du dich auf Anhieb wohl gefühlt?

Anfangs habe ich meine Familie stark vermisst und mein Job war anders als erwartet. Zudem hatte ich noch keine Freunde. Alle Au-pairs hatten am Wochenende frei, während ich meist montags und manchmal dienstags frei hatte. Schnell merkte ich, dass man in Neuseeland nicht weit kommt, wenn man kein Auto hat. Also habe ich mir nach drei Wochen eins gekauft. Eine schwerwiegende finanzielle Entscheidung, die mich nachts lange wachgehalten hat. Doch schlussendlich war das die beste Entscheidung, die ich in Neuseeland getroffen habe. Ich habe mir nicht nur ein Auto gekauft – ich habe in meine Freiheit investiert. An freien Tagen konnte ich einfach mit meinem winzigen Paradies auf vier Rädern hinfahren, wohin mich die Abenteuerlust trieb. Mit Bett und Campingausrüstung, aber doch unscheinbar und klein, war mein Wonda Honda der perfekte Reisebegleiter.

Meine Mikroabenteuer haben mich stets in die Natur geführt, mal mit Freunden, meist jedoch alleine. Meine Liebe für die Natur wuchs dabei stetig. Aber vielleicht habe ich sie auch einfach nur wiederentdeckt. Als Kind war ich nämlich sehr gerne draußen. Dann kam das Gymnasium. Dann kamen das Studium und viel Arbeit. Wenig Zeit mit mir selbst, wenig Zeit draußen, wenig Freizeit im Großen und Ganzen.

Was hast du aus deiner Zeit in Neuseeland für dich mitnehmen können?

Neuseeland hat mich viel gelehrt. Über Arbeitsverhältnisse, das Leben, meine Werte, meinen Selbstwert, meine Liebe für die Natur und unseren wunderschönen Planeten. Am meisten habe ich jedoch über meine Stärken gelernt. Ich kann mit mir selbst und meinen Gedanken in der Stille sitzen, ohne mich ablenken zu müssen.

Wenn man mit einer Lebensmittelvergiftung mitten in der Nacht alleine auf einem Campingplatz aufwacht, ohne Telefonempfang, Toilette oder fließend Wasser, lernt man viel über sich selbst. Und am nächsten Morgen viel über das Leben. Menschen wollen helfen, manchmal muss man nur fragen. Ich bekam Essen geschenkt und habe mit Fremden Karten gespielt. Später war ich noch am Strand und bin die Dünen hochgewandert. Viel kürzer als geplant, aber mit viel Dankbarkeit und Vertrauen in das Universum. Vertrauen darauf, dass alles gut wird, wenn man nur daran glaubt.

Irgendwann nach ein paar Monaten Neuseeland bin ich aufgewacht und war innerlich total ruhig. Alles um mich herum war ruhig. Ich musste nirgendwo hin. Ich konnte tun, was ich wollte. Ich musste nichts erreichen und konnte doch alles schaffen. Plötzlich hatte ich wieder Vertrauen in mich selbst. Und Vertrauen in das Universum. Und mit Vertrauen kommt Mut.

Und noch etwas habe ich in Neuseeland gelernt: Chancen zu ergreifen und sich der Welt zu stellen. Man kann Glück haben und einen Kiwi in freier Wildbahn sehen. Aber wenn man nicht hinaus vor die Tür geht, dafür auf mal nachts aufsteht und schon vor Sonnenaufgang die Wanderschuhe anzieht, dann hilft auch kein Glück. Denn der Kiwi wird nicht plötzlich vor der Türe sitzen, wenn man am späten Nachmittag das erste Mal die Terrassentür im Vorstadtgebiet öffnet.

Wie ging es nach Neuseeland für dich weiter?

Ich hatte einen Rückflug nach Hause, aber keinen Plan. Und das war hart. Ich wollte meine Abenteuerlust bewahren und meine Freizeit nicht mit Serien und Faulenzen füllen. Ich hatte versucht, mich in Neuseeland auf einen Job zu bewerben, aber hatte das Gefühl, dass meine Familie das nicht besonders unterstützen würde. Ich möchte immer alle um mich herum glücklich wissen. Manchmal fühle ich mich dabei, als ob ich selbst auf der Strecke bleibe. So habe ich nach zwei Monaten Jobsuche einen Job in einer Wohngruppe für junge Erwachsene mit geistiger Behinderung angenommen. All das sollte nur vorübergehend sein. Bis ich einen Job gefunden haben würde, welcher mir „wirklich Spaß macht und mich weiterbringt“. Pustekuchen. Bei 60 – 75 Stunden Anwesenheit pro Woche kommt man nicht mehr dazu, Bewerbungen zu schreiben. Ich zumindest nicht. Ich kam zu gar nichts mehr.

Ich möchte immer alle um mich herum glücklich wissen. Manchmal fühle ich mich dabei, als ob ich selbst auf der Strecke bleibe.

Die Situation zwang mich jedoch, Prioritäten zu setzen. Und so stürzte ich mich in die Recherche nach Auswegen: Zuerst ging es einen Monat nach Indonesien zum Reisen und Tauchen. Damit war der Jahresurlaub aufgebraucht. Ein Wochenende in Amsterdam, einen Ausflug zum Wandern, zwei Verabredungen zum Brunch mit Freunden und ein bisschen Familien-Zeit später saß ich heulend auf meinem Bett. Meine Pläne waren nicht aufgegangen. Es war ein halbes Jahr vergangen. Der Sommer war vorbei. Ich hatte mir kein Auto umgebaut. Ich lebte nicht in Neuseeland. Ich hatte keinen neuen Job. Ich hatte noch nicht einmal ein Hobby – dabei liebe ich Tanzen und Yoga. Ganz zu schweigen von einer geregelten Tagesroutine.

Dafür hatte ich massiv Überstunden, fast zehn Kilo zugenommen und ein ziemlich beeindruckendes Schlafdefizit. Ich fühlte mich unerfüllt und eingesperrt ohne Ziel und Richtung. Auf der Arbeit sagten mir die Bewohner immer öfter, ich sehe müde oder sauer aus. Alle meine Vorsätze waren im Trubel des Alltags verloren gegangen. Ich sah mir oft Dokumentationen an. Naturdokumentationen von ARTE und BBC über den Planeten Erde, Tiere und globale Zusammenhänge. Ich las Sylvia Earle’s Bücher über das Meer, Klimawandel und den Einfluss, welchen wir Menschen ausüben. Und ich stellte mir viele Fragen: Wie kann es sein, dass wir nicht wissen, dass der Sauerstoff jedes zweiten Atemzugs, den wir nehmen, von mikroskopisch kleinen Lebewesen im Meer produziert wird? Und dass es erst seit 1970 in den Weltmeeren Dead Zones gibt, wo kein Leben existiert? Die Ursache dafür sind Urbanisierung und Landwirtschaft. Dabei ist es so einfach, das Leben nachhaltiger zu gestalten. Doch der Mensch scheint zu bequem zu sein. Oder zu unwissend.

Wie kann man realistisch nachhaltiger leben, ohne dabei zu sehr „Hippie“ zu sein?
Wie kann man Menschen aufklären und inspirieren?
Was kann ich tun?

Ich habe angefangen, vegetarisch zu essen. Joghurt nur noch vegan und kaum noch Kuhmilch. Ich bringe meine eigene Einkaufstasche mit, vermeide verpacktes Essen und entscheide mich lieber für regionale Produkte. Mittlerweile kaufe ich Klamotten am liebsten Second Hand. Trotzdem weiß ich nicht genug. Ich verstehe, dass alles Leben auf der Erde seinen Ursprung im Meer hat. Doch wie hängt alles zusammen? Ich wollte mehr wissen. Verstehen.

Mittlerweile bist du diesem Ursprung, dem Meer, ein großes Stück näher gekommen. Erzähle uns mehr darüber!

Aus der Verzweiflung und der Begierde auf mehr Wissen heraus, habe ich im Internet nach Freiwilligenprogrammen im Bereich der Meeresbiologie gesucht. Die sind jedoch oft sehr teuer, obwohl man viele Stunden pro Woche arbeitet. Da bin ich doch eher altmodisch und finde, dass wenn man arbeitet, Energie und Lebenszeit investiert, nicht noch über 3.000 Euro draufzahlen müssen sollte.

Schließlich stieß ich auf eine kleine Organisation in Malaysia, welche sich auf Meeresschutz und wissenschaftliches Arbeiten konzentriert. Das Tropical Research And Conservation Centre auf der Insel Pom Pom bei Borneo. Hier kann man nicht nur als Freiwilliger dabei helfen, Riffe wieder aufzubauen, sondern auch einmal pro Jahr einen Cambridge A Level Course in Marine Science (Meeresbiologie) belegen. Das Leben unter Wasser hat mich schon als Kind fasziniert. Nach zwei Tagen Recherche schrieb ich eine E-Mail, ob für Januar 2020 noch Plätze frei seien – und bekam den letzten Platz. 24 Stunden später kündigte ich meinen Job.

Was genau kann man sich unter einem Cambridge A Level Course vorstellen?

Der A Level Course ist ein Collegekurs aus England. Schüler dort müssen eine gewisse Anzahl an A Level Kursen belegen, damit sie an einer Universität angenommen werden. Der Kurs hier auf Pom Pom ist speziell auf Meeresbiologie fokussiert und wurde von der Cambridge University entwickelt. Leider ist es kein tertiärer Kurs, den ich mir später auf ein Studium in Meeresbiologie anrechnen lassen könnte. Aber er ist es definitiv wert: Wir bekommen einen umfassenden Einblick in eine Vielzahl an Themen wie marine Ökosysteme, Biodiversität, Nährstoffzyklen, Ozeanografie, Aquakultur, Ökotourismus und marine Biotechnologie.

Morgens lernen wir immer drei Stunden die Grundlagen im Klassenzimmer, nachmittags gehen wir nach draußen und machen praktische Feldarbeit am Strand oder arbeiten Unterwasser. Eine tolle Kombination, die mir gut gefällt. Es wird auch eine Exkursion nach Borneo geben, um dort verschiedene Fischmärkte zu besuchen und den Einfluss von Fischerei auf die Dörfer zu untersuchen. Der ganze Kurs wird mit mehreren Examen abschließen. Und dann bin ich semi-professionelle Fische-Zählerin. 

Wie war es für dich, deine Heimat nach deiner Zeit in Neuseeland erneut auf unbestimmte Zeit zu verlassen?

Das war tatsächlich schwerer als beim ersten Mal. Nach meiner Rückkehr von Neuseeland habe ich Bayern mit neuen Augen gesehen. Ich liebe die Berge am Horizont, das satte Grün der Wiesen und die Zeit mit meiner Familie. Es ist mir unglaublich schwer gefallen, wieder zu gehen. Aber ich wusste, dass ich es bereuen würde, die Chance nicht zu nutzen. Hier auf Pom Pom erfülle ich mir einen Kindheitstraum. Ich kann täglich tauchen, mir Zeit nehmen, Lebewesen Unterwasser zu beobachten und dabei noch etwas bewirken. Einen Tag pro Woche helfen wir bei den Projekten des TRACC (Tropical Research and Conservation Centre) mit. Ich bin jetzt die vierte Woche hier und habe bereits viel gelernt und freue mich schon auf die Themen, die wir noch vor uns haben. Und einen geregelten Tages- und Wochenablauf zu haben, ist ehrlich gesagt auch sehr schön. 

Hast du schon eine Idee, wie es für dich nach der Zeit auf Pom Pom Island weitergeht?

Für meine Zukunft habe ich noch keine konkreten Pläne. Ich habe noch keinen Flug nach Hause gebucht und auch keinen zurück nach Neuseeland. Erst einmal möchte ich abwarten, wie es mir hier gefällt und herausfinden, ob Meeresbiologie ein Feld ist, in dem ich später arbeiten möchte. Dann stünde natürlich ein weiteres Studium an. Allerdings interessieren mich auch viele andere Dinge. Zum Beispiel Yoga, das ich seit mehreren Jahren mal mehr und mal weniger regelmäßig praktiziere. Eine Yogalehrerausbildung würde es mir ermöglichen, mein Wissen zu vertiefen und danach ortsunabhängig ein wenig Geld zu verdienen. So könnte ich weiterhin reisen und mich mit Umweltthemen beschäftigen.

Zudem erscheint mir ein rein wissenschaftlicher Ansatz nicht ausreichend, um Dinge in der Welt zu verändern. Wissenschaft führt zu mehr Verständnis in einem kleinen, privilegierten Teil unserer Gesellschaft: Den Wissenschaftlern. Das ist gut, denn wir brauchen neue Erkenntnisse. Es ist aber nicht ausreichend, wenn wir etwas bewegen wollen. Die breite Bevölkerung sollte Zugang zu Bildung in Umweltthemen haben. Es geht nicht darum, dass der Einzelne perfekt ist. Es geht darum, dass jeder einen kleinen Schritt in die richtige Richtung macht. 

Ich glaube daran, dass Menschen sehen und erleben müssen, um Empathie empfinden und wirklich verstehen zu können. Und um Dinge ändern zu wollen. Denn Veränderung kann nicht erzwungen werden. Daher glaube ich, dass mein Weg mich in Richtung Bildung und Weiterbildung bringen wird. Ich möchte mehr wissen und Wissen weitergeben.

Was würdest du anderen jungen Menschen raten, die nach dem Studium von einer Auszeit im Ausland träumen, anstatt den klassischen Weg ins Angestelltenverhältnis zu gehen?

Mach es! Das ist der beste Tipp, den ich geben kann. Eine sogenannte “Lücke im Lebenslauf” direkt nach dem Studium ist verkraftbar, vor allem, wenn man dabei etwas Neues lernt oder eine Fähigkeit verbessert, die einen im Berufsleben weiterbringt. Außerdem lernt man beim Reisen Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Unabhängigkeit. Man lernt, sich in verschiedenen sozialen Situationen zu bewegen und ist offener für Neues. 

Ich persönlich würde empfehlen, einen Plan für die Zeit im Ausland zu haben. Aber da ist jeder anders. Mir hat zum Beispiel die Unterstützung durch die Agentur sehr geholfen. Ich habe aber auch andere Reisende getroffen, die einfach los geflogen sind und sich dann vor Ort orientiert haben. 

Zwischenzeitlich hätte ich mir gewünscht, auch meine Zeit nach Neuseeland besser geplant zu haben. Mittlerweile finde ich es aber gut, mich nicht mehr so weit im Voraus festzulegen. So habe ich die Möglichkeit, Chancen wahrzunehmen, die spontan entstehen und es bleibt Raum für Veränderung.

Dein Tipp gegen Heimweh?

Gegen Heimweh gibt es natürlich kein Allheilmittel – da hilft weder der schönste neuseeländische Strand noch ein malaysischer Sonnenuntergang. Aber es erleichtert solche Phasen ungemein, wenn man offen für neue Bekanntschaften ist und gemeinsam neue Erfahrungen macht, die einen über schwierige Zeiten hinweghelfen. Und zum Glück haben wir ja heute die Möglichkeit, global zu kommunizieren und weltweit Nachrichten und Bilder mit den Daheimgebliebenen auszutauschen.

Vielen Dank für das inspirierende Interview! 🙂

Ramonas besonderen Alltag auf Pom Pom Island könnt ihr übrigens auch auf Instagram verfolgen! Aktuell ist Ramona übrigens in ihrer Heimat in Bayern – aufgrund der Versorgungsunsicherheit zu Corona-Zeiten hat sie die Insel vorübergehend verlassen. Sobald sich die Lage wieder entspannt hat, will sie ihren Aufenthalt auf Pom Pom Island aber fortsetzen.

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