Er gilt für viele als der schönste See der Rocky Mountains und darf natürlich auch auf unserem Roadtrip durch den Westen Kanadas nicht fehlen: Der Lake Louise. Nachdem wir den Icefields Parkway hinter uns gelassen haben, widmen wir uns die nächsten Tage diesem, bereits im Oktober verschneiten, Paradies im Banff Nationalpark.

Wie alle bekannten Highlights im Westen Kanadas ist auch der Lake Louise bereits in den frühen Morgenstunden mehr als nur gut besucht. Sobald die ersten Shuttle-, und Touristenbusse gegen 7 Uhr morgens am See eintreffen, ist an Ruhe oder ein freies Plätzchen am Seeufer kaum noch zu denken.

Wie immer versuchen wir auch hier dem Touristenstrom zu entfliehen und möchten dich dieses Mal mit auf eine wunderschöne Winterwanderung nehmen. Es geht für uns über den Little Beehive, mit malerischem Ausblick auf den Lake Louise, bis zum Lake Agnes Tea House.

Kurzinfos zur Wanderung (im Schnee)

Die Anfahrt zum Lake Louise

Es ist unser zweiter Tag in dem kleinen Village Lake Louise im Banff Nationalpark. Wir übernachten mit unserem Camper am Lake Louise Campground, nur wenige Kilometer und Serpentinen vom berühmten See entfernt. Es ist Herbst, genauer gesagt Anfang Oktober und der Winter hat gestern völlig überraschend frühzeitig eingesetzt. Mit 30 Zentimetern Neuschnee und Nachttemperaturen von bis zu -22 Grad hat sich die Landschaft urplötzlich in ein eiskaltes Winterparadies verwandelt.

Nachdem wir unser Wohnmobil gestern Morgen bereits schlitternd und rutschend durch dichten Schneefall an den See gesteuert haben, lassen wir es heute ein wenig ruhiger angehen. Gestern waren wir schon vor den Besucherströmen vor Ort und unsere Fußstapfen waren die ersten im knietiefen Schnee.

Heute scheint die Sonne. Wir haben angenehme -5 Grad, während wir mit einer Tasse Kaffee in der Hand unsere Wanderausrüstung zusammensuchen. Wir wissen nun, dass der Parkplatz am altehrwürdigen Fairmont Chateau Hotel, am Rand des Lake Louise, zu dieser Jahreszeit auch bei guten Bedingungen und Schneekulisse nicht überfüllt sein wird. Daher lassen wir uns Zeit bis um 08:30 Uhr und gewähren den Reisebus-Touristen den ersten Blick auf den glitzernden Gletschersee.

Wir steuern unser 5,5 Tonnen schweres Wohnmobil heute problemlos über die gut ausgebaute, zweispurige Straße nördlich des Lake Louise Village. Anders als gestern, wo wir noch mit getretener Bremse, rückwärts und ohne Möglichkeit der Einflussnahme durch den frischen Schnee gerutscht sind. Nach entspannten 10 Minuten kommen wir am Parkplatz an. In der Hauptsaison bis Mitte September sollte man gerade als Wohnmobilfahrer besser spätestens zum Sonnenaufgang am See sein, wenn man noch einen Parkplatz ergattern möchte. Aber jetzt, im Oktober, haben wir freie Platzwahl auf der vereisten Haltefläche.

Lake Louise Lakeshore Trail

Bewusst über die Bedingungen in den umliegenden Bergen und auf den Wanderwegen, haben wir uns gestern Abend beim örtlichen Sportausstatter noch für kleines Geld Wanderstöcke und Spikes geliehen. Mit ausreichend Proviant machen wir uns auf den Weg durch ein kleines Wäldchen, das den Parkplatz auf 1750 Metern vom See trennt.

Wir folgen dem Lake Louise Lakeshore Trail gegen den Uhrzeigersinn vorbei am Hotel Fairmont Chateau. Dieses stammt in seinen Ursprüngen aus dem späten 19. Jahrhundert, wurde jedoch mehrfach restauriert und erweitert. Einst von Canadian Pacific Railway gebaut, ist es heute ein Magnet für gut betuchte Kurzurlauber.

Durch die kühle Morgenluft und mit perfekter Sicht geht es vorbei an dem in der Sonne türkis leuchtenden Lake Louise. Nach ein paar hundert Metern gabelt sich der Weg. Links folgt er dem Lakeshore Trail einmal um den See, rechts geht es mit leichtem Anstieg in den Wald hinein: Der Weg zum Agnes Tea House und dem Little Beehive.

Aufstieg durch den Wald zum Mirror Lake

Auf den nächsten Kilometern dominieren schneebedeckte Nadelbäume das Landschaftsbild. Wir steigen Stück für Stück den Lake Agnes Trail hinauf. Auf den ersten paar hundert Metern blitzt gelegentlich der strahlende Lake Louise zwischen den Bäumen hervor, meistens wird er jedoch von dichten Bäumen verdeckt.

Nach etwas mehr als einer Stunde kommen wir an einen kleinen ruhigen Bergsee: den Mirror Lake. Dieser liegt auf einer Höhe von 2.025 Metern direkt unter dem markanten Gipfel des Big Beehive und ist bereits komplett eingefroren.

Erneut teilt sich der kleine Weg. Links herum geht es auf direktem Weg zum Lake Agnes, rechts herum in Richtung des Little Beehive, von dem später ein weiterer Weg zum Lake Agnes und seinem berühmten Teehaus führt.

Little Beehive: Traumkulisse oberhalb des Lake Louise

Nach einigen steileren Wendungen erreichen wir nach guten 15 Minuten den Einstieg zum Little Beehive auf der rechten Wegseite. Es lässt sich deutlich erkennen, dass seit dem starken Schneefall vor zwei Tage nicht viele Leute auf diesem Weg gewandert sind. Wo vorher noch eine leicht ausgetretene Rinne im Schnee den Weg geebnet hat, stecken wir hier sofort bis zu Knie im Pulver. Nur wenige tiefe Schrittspuren geben uns einen Anhaltspunkt, in welche Richtung es weiter geht.

Nach einigen steilen Serpentinen wird der Ausblick ins Tal immer besser. Und nach der Durchquerung eines weiteren Waldstücks kommen wir nach 30 Minuten auf der großzügigen Plattform des Little Beehive auf 2.220 Metern an. Von hier hat man einen atemberaubende Aussicht in Richtung Südosten.

Am weit entfernten Horizont ist die Slate Range zu erkennen, während im Vordergrund das breite Tal des Bow Valley liegt. Direkt unter uns liegt der Lake Louise am Fuße des beeindruckenden Fairview Mountain. Durch das vom Gletscherwasser abgetragene Steinmehl in seiner so berühmten Farbe leuchtend. Was für ein spektakulärer Ausblick!

Wir lassen diese Aussicht erst einmal auf uns wirken und machen eine ausgiebige Fotopause, bevor wir zum Lake Agnes Tea House absteigen.

Aufwärmen am Lake Agnes Tea House

Bevor es aber hinunter geht, schnallen wir unsere Spikes an die Wanderschuhe. Beim Aufstieg noch nicht zwingend notwendig, geben sie uns auf dem rutschigen Schnee und Eis nun die nötige Sicherheit. Wir kommen jetzt schnell voran uns sind nach nicht einmal 30 Minuten am Lake Agnes angekommen. Hier steht das kleine Teehaus idyllisch am Rande des Bergsees und überblickt den ebenfalls komplett gefrorenen See.

Das Lake Agnes Tea House bietet innen Platz für etwa 20-25 Personen und ist rappelvoll. So entschließen wir uns, bei einer heißen Schokolade mit Marshmallows auf der sonnigen Terrasse Platz zu nehmen. Mit Blick auf den Mount Whyte und Mount Niblok hinter der weißen Eisfläche ein super schöner Ort zum Entspannen. Wären wir in der Hauptsaison unterwegs, würden wir sicherlich noch eine ganze Weile hier bleiben. Bei immernoch -2 Grad wird es uns sitzend jedoch schnell zu kalt und wir machen uns auf den knapp 5 km langen Rückweg.

Auf rutschenden Sohlen zurück zum Parkplatz

Im Vorweg wurden wir mehr als einmal gewarnt, dass es rund um das Teehaus im Schnee besonders rutschig sein kann. Es soll sogar unmöglich sein, die Wanderung ohne einen kleinen Sturz oder eine Rutschpartie zu beenden. Das konnten wir bis dato noch nicht bestätigen. Ein wenig stolz über diese Tatsache und dankbar für unsere Spikes geht es über einen verschneiten Geröllhang und vereiste Treppenstufen hinab. Nach etwa 200 Metern kommen wir an eine knifflige Stelle, der Weg ist unter dem Schnee nicht erkennbar. Jedoch diverse Spuren von hilflosen Halteversuchen. Und so werden wir Zeuge, wie es direkt vor uns jemanden an genau dieser Stelle umwirft.

Noch zuversichtlich, dass wir es besser können, wagen wir uns Schritt für Schritt vor. Halten uns an den dünnen Ästen eines Baumes fest. Haben es fast geschafft. Nur noch wenige Schritte bis nach unten. Dann passiert es: Die unter dem Schnee liegende Eisfläche zeigt ihr böses Gesicht und Manu schlittert die letzten Meter auf dem Hosenboden über Steine und Wurzeln hinab. Da helfen auch keine Spikes mehr…! Maren macht es dann besser und setzt sich gleich auf den Boden und rutscht den kurzen Hang direkt hinunter.

Die nächsten 3 Kilometer vergehen dann sehr schnell. Vorbei am Mirror Lake, dieses Mal von links kommend, und durch die Dichten Wälder, die wir bereits heute Morgen passiert haben. Nach ungefähr 1 1/4 Stunden stehen wir wieder strahlend am Ufer des Lake Louise.

Diese Wanderung war definitiv eine der schönsten, die wir bisher unternommen haben! Nicht nur in Kanada, sondern grundsätzlich! Der Ausblick vom Little Behive ist einfach einmalig und die strahlende Schneelandschaft tat ihr Übriges für die perfekte Wander-Kulisse!

Wenn du Fragen zur Wanderung oder unserem Roadtrip durch die Rocky Mountains hast, lass uns doch gerne einen Kommentar da und wir freuen uns, unsere Erfahrungen mit dir zu teilen!

Stay adventurous!

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Kommentar abschicken