Wer an Spanien denkt, der hat vor allem Sandstrände, schöne Buchten und das Mittelmeer vor Augen. Die klassische Kombination für einen gelungenen Sommerurlaub. Egal ob als Pauschalreise oder mit dem Wohnmobil. Wir waren auf unserer Spanienreise jedoch auf der Suche nach etwas Neuem, eher Unbekanntem, etwas was wir bislang nicht mit Spanien assoziiert haben und auch anderswo in Europa bisher nicht finden konnten: Wüsten.

Jetzt hast du vielleicht die endlose weite der Sahara, mit Karavenen von Kamelen, unbeschreiblicher Hitze und unwirklichen Verhältnissen im Sinn. So viel können wir dir verraten, die Wüsten in Spanien sind komplett anders, malerisch schön und bislang, im Vergleich zu großen Teilen des sonstigen Landes, noch ein echter Geheimtipp!

Drei der vier Wüsten die wir auf unserem Roadtrip durch Spanien erkundet haben liegen in der autonomen Gemeinschaft Andalusien, ganz im Süden des Landes. Nur die Bardenas Reales liegt im Nordosten, in der Nähe der Pyrenäen und weit entfernt von allen klassischen Routen durch das Mittelmeerland.

Durch die Tabernas Wüste: Wilder Westen im Südosten von Spanien

Die Tabernas Wüste ist vielleicht dem ein oder anderen von euch ein Begriff der schon einmal mit dem Van oder Camper von Murcia nach Malaga gereist ist. Sofern man nicht die direkte Küstenroute entlang des Cabo de Gata Naturparks wählt, sondern die Inlandsroute, kommt von unweigerlich an ihren Ausläufern vorbei.

Mit mehr als 3.0000 Sonnenstunden im Jahr ist die Tabernas Wüste die heißeste und trockenste Region auf dem europäischen Kontinent. Im Sommer steigen die Temperaturen regelmäßig auf über 40 Grad und es regnet praktisch nie. Zu unserer Besuchszeit, Anfang Februar, war das Klima typisch mild bei bis ca. 20 Grad – extrem angenehm und perfekt für eine Erkundung zu Fuß!

Die Wüstenlandschaft spielte in der Filmindustrie in die 60er und 70er-Jahren eine große Rolle. Dank ihrer verblüffenden Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Südwesten nutzen viele namenhafte Regisseure sie als Kulisse für Westernfilme. Noch heute lassen sich vor Ort einige der Drehorte erkunden. Zu den berühmtesten Filme zählen Sergio Leones Dollar-Trilogie mit Clint Eastwood sowie „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit Henry Fonda.

Uns hat vor allem die Möglichkeit begeistert, mit unserem Camper ein wenig Offroad zu gehen. Es gibt einige Strecken fernab der asphaltierten Hauptroute auf denen man direkt in die Wüste eintauchen kann und neben den schönsten Felsformationen umherfährt. Auch eine kleine Wanderung durch den Canyon neben der Westernstadt „Oasys Mini Hollywood“ können wir nur empfehlen!

Desertio Abanilla: Klein, versteckt & wunderschön

Das nächste Wüsten Highlight führt uns ein ganzes Stück weiter nach Nordosten, in die Desertio de Abanilla in unmittelbarer Nähe zur Stadt Murcia. Wenn wir nicht selbst einen Tipp von Bekannten bekommen hätten, wären wir an dieser Naturschönheit mit Sicherheit einfach vorbei gefahren! Es gibt weder große Wegweiser, sonstige Schilder noch viele Informationen im Internet die auf die Wüste hinweisen. Es gilt schlichtweg: Du kennst sie, oder eben nicht!

Nur eine kleine, wenige hundert Meter lange, Schotterpiste führt in die Wüste hinein. Anschließend wird entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkundet. Die vom Regen ausgewaschene Hügellandschaft hat uns direkt beim ersten Anblick fasziniert. Vor allem bei tief stehender Sonne entsteht ein faszinierendes Spiel aus Licht und Schatten, welches der Landschaft eine unglaubliche Tiefe und scheinbare Größe verleiht.

Die Abanilla-Wüste ist zwar wirklich nicht besonders groß und die schönsten Ecken sind nach einer Stunde erkundigt, aber dennoch ist sie für uns eines der absoluten Höhepunkte der Reise gewesen!

Der Grand Canyon von Andalusien: Die Gorafe Wüste

Weiter geht die Wüstentour mit unserem unangefochtenen Lieblingsort in Andalusien – der Gorafe Wüste. Für uns können tausend Worte die Schönheit dieses Ortes nicht beschreiben: Wild, spektakulär, einzigartig und einsam sind wahrscheinlich die ersten Wörter die uns einfallen würden, wenn uns jemand danach fragen würde.

Wir haben mehr als eine Woche im Grand Canyon von Andalusien verbracht und versucht, so gut wie jeden Winkel zu erkunden. Das besondere an der Gorafe Wüste ist, dass sie sich mit dem Camper befahren lässt. Zwar nur Offroad, mit deutlich erhöhter Bodenfreiheit und fahrerischem Können, dann aber auf insgesamt mehr als 30 Kilometern und bis an den für uns schönsten Ausblick überhaupt: Den Mirador a Los Coloraos. Eine gewaltige Schlucht mit rot geschichteten Felswänden und einer scheinbar unendlichen Weite.

Für die meisten Autos und Camper wird die Strecke nach diesem Aussichtspunkt zu anspruchsvoll. Daher lohnt es sich die Wanderschuhe zu schnüren und von hier aus in einem Rundweg die Schlucht zu Fuß zu durchqueren. Folge dazu einfach weiter der Sandpiste und steige über den steilen und durchspülten Hang hinunter. Unten angekommen kannst du durch ein ausgewaschenes Flussbett durch den Canyon wandern.

Noch ein kleiner Tipp: Eine kleine Entdeckungstour etwas abseits vom „Hauptweg“ kann sich durchaus lohnen. Aber wie heißt es so schön, Bilder sagen mehr als tausend Worte!

Bardenas Reales: Eine Wüsten Landschaft von einem anderen Stern

Auf dem Rückweg unseres Südeuropa Abenteuers haben wir noch einen kleinen Abstecher in das Landesinnere von Nordspanien gemacht. Ziel: Die Bardenas Reales im Südosten der Region Navarras. Hier hat die launische Natur aus Wasser, Wind und Sonne eine besonders spektakuläre Landschaften geschaffen.

Der Naturpark Bardenas Reales ist in zwei sehr unterschiedliche Teile aufgeteilt. Zum einen die Bardena Blaca, welche vor allem durch tiefe Schluchten und Berge aus Gips und Tonschichten dominiert wird. Hier steht auch die Castil de Tierra, die berühmteste Felsformation der Wüste. Zum anderen die Bardena Negra, der grüne Teil in welchem Kiefernwälder die Landschaft bestimmen.

Leider ist ein sehr großer Teil der Bardena Blance Militärgebiet und darf nicht durchwandert oder durchfahren werden. Es führt lediglich ein Rundweg entlang der schönste Aussichtspunkte und Highlights des Parks. Dieser darf aufgrund der teilweise großen Besucheraufkommens nur in eine Richtung befahren werden. Für uns dennoch ein faszinierender Ort, den wir auf jeden Fall noch einmal besuchen würden!

Tipp: Halte während deiner Rundtour am nordöstlichen Teil der Bardenas Reales entlang der hohen Felswände Ausschau nach Gänsegeiern. Die Gänsegeierpopulation Navarras ist eine der größten der Welt. Mit einer Spannweite von bis zu 2,80 Metern ist er mit dem Teleobjektiv oder Fernglas in der Luft super zu beobachten! Wir haben leider nur auf der Felskante sitzende Exemplare entdeckt und es hat nicht für ein gutes Foto gereicht. Vielleicht beim nächsten Mal! 🙂

Ein Kommentar

  1. Die Gorafe Wüste ist wirklich ein Traum. Ich hatte eine 4×4 Tour gebucht, sehr zu empfehlen! Etwas kompliziert ist es, da ich selbst nicht autofahre. Ich würde auch gerne dort wandern, müsste dann aber zu dem Ort, Coloraos z.b. gefahren werden von dem aus ich wandern kann und wieder abgeholt werden Gewohnt hatte ich im Ort Gorafe.
    Es gibt aber noch einen Campingplatz am Negratin Stausee , von dem aus es vielleicht auch Möglichkeiten gibt. Ich will da schon unbedingt nochmal hin es ist eine magische Gegend! Warum sich die Trekking Magazine so wenig für Spaniens Natur interessieren ist mir ein Rätsel!
    Wenn man schon in der Gegend ist, empfiehlt sich die Weiterfahrt in die benachbarte Sierra de Cazorla Segura y las Villas! Sozusagen der grüne Gegensatz und auch ein wildes Paradies!

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