In diesem Artikel soll es um eine der spannendsten Fragen für Camper in Spanien gehen: Ist Wildcampen und Freistehen in einem der beliebtesten Reiseländer für Reisende mit dem Wohnmobil, Camper und Van auch im Jahr 2023 noch möglich? Wir haben uns vor unserer Reise durch Südspanien und Andalusien einmal mit den aktuell geltenden Gesetzen und Regeln auseinandergesetzt und uns anschließend, während unseres zweimonatigen Roadtrips, ein eigenes Bild vor Ort gemacht. Und genau diese Erfahrungen möchten wir jetzt hier mit dir teilen!

Ist Wildcampen in Spanien legal? Was sind die aktuell geltenden Gesetze?

Das größte Problem bei der rechtlichen Frage nach der Legalität vom Wildcampen besteht in Spanien durch die unklaren Zuständigkeiten. Es gibt keine übergeordnete Vorschrift oder Gesetzgebung des Landes., sondern die Entscheidung liegt bei den jeweiligen autonomen Gemeinschaften. Und auch diese können sich in den meisten Fällen nicht für ein gemeinsames Vorgehen entscheiden, sondern überlassen es den Gemeinden. Somit gibt es im schlimmsten Falle mehrere duzend unterschiedlicher Regelungen, Vorschriften, Definitionen und Ausnahmen. Ganz abhängig davon, wo du gerade unterwegs bist.

Klingt kompliziert? Ist es rechtlich auch! Aber keine Sorge, wir wollen dir in diesem Artikel einen einfachen Weg zeigen, wie du ohne Probleme und schlechtes Bauchgefühl einen grandiosen Urlaub mit Stellplätzen in der Natur erleben kannst!

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Wildcampen vs. Freistehen vs. Parken: Wo liegt der Unterschied?

Jeder von euch wird schon einmal die Begriffe Wildcampen, Freistehen und Parken gehört haben. Aber wo ist denn eigentlich der Unterschied und warum ist es gerade in Spanien wichtig diese zu kennen?

Unter Wildcampen versteht man per Definition das Nächtigen auf nicht ausgelegten Campingplätzen. Das bedeutet, dass man sein Camp an einer beliebigen Stelle in der freien Natur aufschlägt. Der Begriff Wildcampen kommt aus der ursprünglichen Campingszene und beschreibt das übernachten in einem Zelt.

Und genau hier kommt der nächste Begriff, Freistehen, ins Spiel. Dieser beschreibt nämlich exakt das gleiche Verhalten, nur nicht mit dem Zelt, sondern mit dem Camper, Van oder Wohnmobil. Oft werden beide Begriffe jedoch auch als Synonym verwendet und es ist auch bei der Übernachtung im Freien mit dem Camper vom „Wildcampen“ die Rede.

Fehlt nur noch das Parken, bei dem du dich jetzt vielleicht erst einmal fragst, was das ganze mit Vanlife, Wohnmobilurlaub und einer Rundreise durch Spanien zu tun hat. Den Begriff „Parken“ kennt schließlich jeder von uns aus seinem Alltag und der Nutzung seines normalen PKW’s. Gerade auf einer Spanienreise kommt dem Begriff aber eine zusätzlich besondere Rolle in Bezug auf die Nutzung deines Campers zu: Laut spanischem Gesetz, darfst du mit deinem Wohnmobil nämlich überall dort parken, wo der Parkplatz für Fahrzeug geeignet ist und das Abstellen großer Fahrzeuge nicht explizit untersagt ist. Im geparkten Camper oder Van darf in diesem Fall auch gegessen, getrunken, gekocht und geschlafen werden. Der wichtigste Unterschied: Der Parkplatz darf nicht in einen Campingplatz verwandelt werden! Das bedeutet, dass weder Tische, Stühle, Feuerschalen oder Grills aufgestellt werden dürfen. Markisen, Satellitenschüsseln und sämtliche ausfahrbare Erweiterungen müssen eingeklappt bleiben. Wäscheleinen dürfen nicht gespannt werden und auch Surfequipment darf nicht von außen am Camper lehnen oder trocknen. Zusätzlich darf das Übernachten nicht ausdrücklich mit Schildern verboten sein.

Ein kurzes Zwischenfazit:

Kurz gesagt: Das Parken auf öffentlichen Parkplätzen, das können in vielen Fällen auch zum Beispiel Wanderparkplätze sein, ist eine oft geduldete Grauzone. Zumindest solange, wie du dich vernünftig verhältst und den Parkplatz als das akzeptierst was er ist: Ein Parkplatz, auf dem auch Einheimische und andere Besucher einen Platz finden wollen und keine Lust auf einen illegalen Campingplatz haben.

Unsere persönliche Erfahrung nach 60 Tagen Vanlife in Südspanien & Andalusien

Jetzt kommen wir aber zum vermutlich interessantesten Teil und wahrscheinlich auch zum Grund, warum du auf unseren Artikel gestoßen bist: Unsere persönlichen Erfahrungswerte abseits von offiziellen Gesetzestexten und Theorien.

Wir waren mit unserem eigenen Camper 60 Tage in Südspanien unterwegs. Dabei haben wir, wie auf all unseren Roadtrips, versucht möglichst wenig auf Campingplätzen zu übernachten. Unsere Erfahrungen möchten wir hierbei in unterschiedliche Kategorien einteilen:

In erster Reihe an Stränden übernachten

Jeder kennt es von Instagram: Das typische Bild vom Camper der mit offener Hecktür vor den wunderschönsten Stränden steht. Menschenleer, idyllisch und scheinbar absolut problemlos möglich. Leider müssen wir dir an dieser Stelle direkt den ersten Zahn ziehen. Die Realität, zumindest in Südspanien und Portugal, sieht anders aus! Es ist nahezu an der gesamten Südküste verboten in erster Reihe am Strand zu übernachten. Gleiches gilt für offizielle Strandparkplätze. Eine Vielzahl von Stränden ist mit Verbotsschildern versehen, die Policía Local oder Guardia Civil patrouilliert und ahndet vergehen mit Strafen, es gibt Längenbeschränkungen und Einheimische sind nicht wirklich gut auf die Massen an Wohnmobilen zu sprechen. Sollte es an einem der unzähligen Strände und Buchten doch einmal einen Spot geben an dem keiner der genannten Punkte zutrifft, kannst du dir sicher sein nicht alleine zu sein. Ganz im Gegenteil: Oft parken und wildcampen an diesen Orten große und kleine Wohnmobile in Massen. Nicht drei, vier oder fünf. Sondern gerne dreißig, vierzig oder fünfzig Camper stehen dicht an dicht.

Und genau das ist auch der Grund, warum man uns auf unserer Route nicht besonders häufig an Küsten und Stränden entdecken konnte. Wir bevorzugen das deutlich ruhigere und abwechslungsreichere Inland von Südspanien und Andalusien.

Wildcampen in Naturgebieten im Landesinneren

Nach all den negativen Worten kommt jetzt etwas sehr positives: Im Landesinneren haben wir persönliche das komplette Gegenteil erlebt! Sofern man nicht direkt in Wurfdistanz zu einer Sehenswürdigkeit oder einem Naturhighlights stehen möchte, ist das Wildcampen bzw. Freistehen absolut problemlos möglich. In den meisten Fällen gibt es mehr als genug Stellplatz-Auswahl, die Anzahl der ebenfalls reisenden Camper hält sich vor allem in der Nebensaison wirklich in Grenzen und die Aussichten aus dem Fenster sind oft wesentlich spektakulärer als an der Küste! Wir haben sowohl in Naturreservaten, als auch an Stauseen, in Wüsten, Wäldern oder Bergregionen übernachten können. Dabei haben wir nie ein böses Wort von einem Einheimischen oder der Polizei gehört. Ganz im Gegenteil. Wir hatten wirklich einige sehr schöne Begegnungen mit Locals, die sich sehr für uns und unsere Reise interessiert haben. Natürlich nicht ohne uns noch den ein oder anderen Geheimtipp mit auf den Weg zu geben… 😉

City Trips: Freistehen und Übernachten in Städten

Mit dem Übernachten in Städten ist es in Spanien so eine Sache und kommt unserer Meinung nach extrem auf die Größe der Stadt an. In Kleinstädten und Dörfern ist es meistens kein Problem auf öffentlichen Parkplätzen oder freien Flächen zu parken und zu übernachten. Anders sieht es für uns in Großstädten aus. Wir waren auf unserer Reise lediglich in Córdoba und Granada, zwei verhältnismäßig kleine Großstädte. Doch bereits hier ließt man zu regelmäßig von nächtlichen Einbrüchen in Wohnmobile. Für uns ganz klar zu gefährlich, daher haben wir uns immer große und überwachten Parkplätze gesucht für die wir in dem Fall auch gerne bezahlt haben. Besonders extrem soll es rund um die beliebten Städte Barcelona und Malaga sein. Hier haben wir von zahlreichen negativen Erfahrungen gehört. Für einen Citytrip würden wir euch deshalb einen nahegelegenen Campingplatz oder überwachten Parkplatz zum Übernachten empfehlen.

Hotspots: Vanlife in Tarifa, El Palmar und Conil de la Frontera

Kommen wir nun zu den Andalusien und Südspanien Hotspots schlechthin: Die Surfer, Kitesurfer und Vanlife Hochburgen rund um Tarifa, El Palmar und Conil de la Frontera. Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir unsere idyllische Reise durch das traumhafte Inland mit einem Abstecher an den südlichsten Zipfel Spaniens beenden sollen oder nicht. Schlussendlich haben wir uns aus mehreren Gründen und schweren Herzens dagegen entschieden. Daher ist der nachfolgende Bericht auch eher eine Zusammenfassung von Dingen, die wir von anderen Reisenden erzählt bekommen oder wahrgenommen haben.

In der absoluten Nebensaison von November bis Januar ist das Wildcampen und Freistehen in dieser Region wohl teilweise noch geduldet. Auch wenn die Plätze von Jahr zu Jahr weniger werden und sich damit die Anzahl an versammelten Campern pro Platz stetig erhöht. Geduldet heißt aber nicht unbedingt, dass die Policía Local oder Guardia Civil nicht zwischendurch doch auch eingreift. So werden offensichtlich regelmäßig große Ansammlungen von Campern aufgelöst und von Plätzen vertrieben. Gerne in den späten Abendstunden. Dann heißt es gleichzeitig mit duzenden anderen auf Stellplatzsuche für die weitere Nacht gehen. Offiziell erlaubt ist das Übernachten tatsächlich nur auf ausgeschriebenen Wohnmobilstellplätzen oder privaten Campsites.

Je weiter das Jahr fortschreitet und je mehr Camper zum überwintern in den Süden strömen, umso angespannter scheint auch die Übernachtungssituation zu werden. Wir haben von Strandparkplätzen gehört an denen bis zu 200 Wohnmobile, Camper und Vans gleichzeitig standen und welche schlussendlich für größere Fahrzeuge gesperrt wurden.

Für uns persönlich hat das nichts mit Freistehen und dem genießen von Natur zu tun. Wir bevorzugen es eher unauffällig, ruhiger und entspannter.

Unsere Übernachtungen in Zahlen

Tatsächlich haben wir es trotz der schwierigen Gesetzeslage und dem enormen Ansturm an Reisenden geschafft, uns während unserer Reise dabei zu erwischen, nicht mehr genau zu wissen wann wir zuletzt auf einem Campingplatz waren. Von unseren 60 Tagen im Land waren wir lediglich 10 Tage auf Campingplätzen. Der Grund war aber nie, dass es keine Alternative zum Freistehen gegeben hätte! Ganz im Gegenteil, wir haben Campingplätze ausschließlich für die Infrastruktur aufgesucht: Zum Wäsche waschen, Duschen oder für schnelles WLAN zum arbeiten. Es wäre auf unserer Inlandsroute problemlos möglich gewesen komplett auf kostenpflichtige Stellplätze zu verzichten. Auf einem offiziellen Campingplatz waren wir in Spanien nur ein einziges Mal, dafür dann gleich vier Nächte. Ansonsten haben wir uns private und kleine Stellplätze von Einheimischen gesucht und wurden nicht ein einziges Mal enttäuscht!

Uns ist es wichtig abschließend noch einmal zu betonen, dass diese Art des Reisens nur möglich ist wenn man respektvoll mit der Umwelt, seiner Umgebung, anderen Mitreisenden und Einheimischen umgeht. Verbotsschilder müssen beachtet werden, auch wenn es vielleicht nervig ist und augenscheinlich doch eigentlich nichts gegen den potentiellen Traumspot spricht. Zudem hören wir immer auf unser Bauchgefühl und sobald wir auch nur im Ansatz denken, dass wir andere mit unserer Anwesenheit stören könnten oder uns nicht sicher fühlen, fahren wir weiter.

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2 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel, den sich alle Camper mal sehr gut durchlesen und berücksichtigen sollten.
    Leider gibt es zu viele von der Spezies, die sich absolut nicht an die Regeln halten und sich dann wundern, dass sie unerwünscht bis verhasst sind.
    Mgf

  2. Danke für den informativen Beitrag! Wie habt ihr denn die kleinen privaten Stellplätze gefunden? Einfach geschaut und die Leute angesprochen oder gibt es eine Art Verzeichnis/Karte?

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