Telegraph Cove, die Abenteuer-Hochburg im Norden von Vancouver Island!

Nur zwei Tage nach unserem Kajak-Abenteuer machen wir uns erneut auf den Weg nach Telegraph Cove auf Vancouver Island. Es ist noch stockfinster, unsere heutige Tour startet bereits im Morgengrauen. Treffen um 06:45 Uhr im Hafen. Der Wecker klingelt um 05:00 Uhr, Frühstücken, wie eine Zwiebel anziehen (wir haben etwa 5 Grad), packen, eine Stunde Fahrt. Wir sind hundemüde, aber zumindest regnet es nicht wie zwei Tage zuvor. Wir sind aufgeregt, freuen uns auf die Wildnis, die Tiere & die Abgeschiedenheit der nächsten Stunden.

Tide Rip Grizzly Adventures

Wir machen uns heute mit Tide Rip Grizzly Adventures auf die Suche nach Grizzlybären. Die Tour führt mit kleinen Schnellboten, für maximal 11 Personen geeignet, in die weit entfernten Fjordlandschaften vor dem Festland der kanadischen Westküste. Genauer gesagt, tief in das Knight Inlet und nach Glendale Cove. Für die etwa 80 Kilometer lange Überfahrt werden wir knapp 2 1/2 Stunden brauchen. Jede Menge Zeit, in die Umgebung einzutauchen und auf die Suche nach Walen und ufernahen Bären zu gehen. Der Fokus der Tour liegt zwar auf Grizzlys, es werden aber auch gerne Umwege und Pausen für andere Sichtungen eingeplant! 

Jede Tour wird von zwei erfahrenen Guides begleitet. In unserem Fall eine Meeresbiologin und eine Skipperin, die bereits die gesamte Welt umsegelt hat. Ein unschlagbares Team! Wir werden noch staunen, aus welcher Entfernung und wie zielsicher die beiden Wildlife erkennen und uns nahezu lautlos nahe an die Tiere bringen.

Unser kleines Boot für heute bietet im Inneren bequem Platz für 11 Gäste. Panoramafenster, eine große Aussichtsplattform am Bug, sowie begehbare Relinge und Heck sind perfekt zum Beobachten und Fotografieren. Das Besondere: Wir können während der gesamten Überfahrt draußen stehen und uns den Wind um die Nase wehen lassen! Aber erstmal gibt es Frühstück. Kaffee, Tee, Muffins, Obst und Müsliriegel. Das Abenteuer beginnt!

Wir können unser Glück kaum fassen!

Unser großer Wunsch, in Kanada Orcas zu sehen, ist bei der Kajak-Tour in der Johnstone Strait leider nicht wahr geworden. Umso mehr hoffen wir heute auf unser Glück. Nicht einmal 30 Minuten mit dem Boot unterwegs, dreht die Skipperin plötzlich um und ändert die Richtung. Unser Guide hat etwas entdeckt. Wasserfontänen. Nur wenige hundert Meter entfernt. Und tatsächlich: Mitten in der Johnstone Strait liegt ein Pod von vier Killerwalen friedlich im ruhigen Wasser. Wir schalten den Motor in sicherer Distanz aus und beobachten die sanften Riesen für mindestens 15 Minuten. Wir können unser Glück kaum fassen! Kann es denn noch besser werden?! Passend zur Situation taucht die Sonne die gesamte Umgebung in wunderschönes Licht. Es ist einer dieser Augenblicke, den wir wohl nie vergessen werden…

Was schwimmt denn da im Wasser?

Nur schwer können wir uns von den Walen trennen, aber wir wollen heute schließlich Grizzlys sehen und müssen noch einiges an Strecke machen. Besonders weit kommen wir jedoch nicht. Nur knapp 20 Minuten später hält das kleine Boot wieder an und treibt in Richtung Ufer. Schnell den Kaffee ausgetrunken, die Kamera in die Hand und raus an die Reling. Durch das Teleobjektiv suchen wir die Gegend ab. Ist das etwa ein Bär, der gerade direkt vor unseren Augen an das andere Ufer schwimmt? Mehrere hunderte Meter? 

Bären im Wasser sind keine Seltenheit, aber einen Schwarzbären dabei zu beobachten, wie er einen kompletten Fjord durchschwimmt, ist auch für die beiden erfahrenen Guides etwas ganz besonderes. Wir haben offenbar einen perfekten Tag erwischt!

Das Knight Inlet und die Glendale Cove

Das Knight Inlet ist einer der großen Fjorde an der südlichen Westküste Kanadas. Nur mit dem Wasserflugzeug oder Boot aus zu erreichen. Am Ende einer seiner vielen kleinen Seitenarme liegt ein besonderer Ort. Abgeschieden, unberührt und geschützt: die Glendale Cove. Seit vielen Jahren Heimat einer immer größer werdenden Zahl von Grizzlys. Zuletzt um die zwanzig. Im frühen Sommer nehmen sie hier die für sie so wichtigen Nährstoffe und Proteine aus frischen Wassergräsern auf, im Herbst gibt es Lachs, Wurzeln von Sumpf-Pflanzen, Beeren aus den umliegenden Wäldern und blaue Muscheln. Ein echtes Naturparadies, in das wir heute für wenige Stunden eintauchen dürfen.

Mit dem Viewing-Skiff auf Bärensuche

Nach unserer ersten Grizzly-Sichtung an einem entfernten Ufer, erreichen wir gegen 10 Uhr die Glandale Cove. Wir betreten einen kleinen Holzsteg, bekommen Schwimmwesten und steigen um auf ein Viewing-Skiff. Viewing-Skiffs sind sozusagen motorisierte Aussichtsplattformen. Ohne Regenschutz, Toilette oder besonderen Komfort. Durch ihren geringen Tiefgang, einen kleinen Außenbordmotor und eine erhöhte Aussichtsplattform aber das perfekte Gefährt für eine Fotosafari im sumpfigen Grasland der Glendale Cove. Es geht los!

Zielsicher steuern wir in die Mäander der Bucht und haben schon wieder wahnsinniges Glück! Kaum fünf Minuten unterwegs entdecken wir den ersten Grizzly beim Graben nach Wurzeln. Als bliebe die Zeit für eine Weile stehen, beobachten wir, wie er in aller Seelenruhe umher trottet, gräbt und sich umschaut. Ein einmaliger Moment! 

Wie die Zeit vergeht! Schon ist es 11:15 Uhr und wir machen für ein kleines Lunchbuffet noch einmal Halt am Steg. Es gibt Sandwiches & Cookies. Einfach, lecker und nach einem langen Morgen an der Luft auch dringend nötig. Der Himmel zieht zu, es beginnt leicht zu regnen. Kein Problem: Schnell die vierte Lage Klamotten samt Regenhose an und weiter geht es. Wieder auf das Skiff. Auf die Suche nach neuen Bären. 

Ist das schon wieder ein Bär?

Im Regen treiben wir in einen anderen Seitenarm der Bucht und entdecken sofort einen weiteren grabenden Bären. Dieses Mal sind wir noch dichter dran und habe die perfekte Fotoposition. Besser kann es wohl nicht werden. Denken wir jetzt noch…

Gegen 13:00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg nach Telegraph Cove. Müde von Wind und Wetter setzen wir uns wieder in das warme Schnellboot. Die Motivation, sich in der nächsten Stunde noch einmal nach draußen zu begeben, ist nicht besonders hoch. Die Sonne lacht zwar wieder, aber es ist windig und kalt.

Da haben wir den Plan jedoch ohne einen jungen Grizzly gemacht, der nach nur knapp 30 Minuten Fahrt bäuchlings auf einem kleinen Felsen liegt. Wieder einmal unglaublich, wie unser Guide diesen aus knapp 150 Metern zwischen gleichfarbigen Felsen und bei voller Fahrt erkannt hat!

So nah sind und werden wir einem wilden Bären (hoffentlich) nicht mehr kommen. Wir lassen uns mit dem Boot in sicherer Entfernung treiben und beobachten den wirklich süßen Jungbären beim Abkratzen und Verschlingen von blauen Muscheln. Natürlich mitsamt Schale, alles andere wäre einfach zu mühselig.

Er nimmt uns kurz wahr, lässt sich aber keine Sekunde bei seinem Snack stören.

Die Fahrt geht weiter. Wir sehen noch zwei weitere Bären und die Schwanzflosse eines Buckelwals. Genießen den Augenblick und lassen die letzten Stunden Revue passieren. Gegen 15:30 Uhr kommen wir wieder im Hafen auf Vancouver Island an.

Ein Tag voller Highlights!

Was bleibt am Ende noch zu sagen? Das war ein richtig geiler Tag!!! Wir haben Tiere in einer so schönen Landschaft beobachten dürfen wie man es sonst wohl nur von Safaris in Afrika kennt. Nur halt kalt, einsamer & ein wenig nasser ;-).

Wir können diese Tour wirklich jedem ans Herz legen, der Natur, Tiere, Abgeschiedenheit und ein besonderen Erlebnis sucht. Das Team von Tide-Rip Tours ist fantastisch, persönlich und sorgt auf jeden Fall für einmalige Momente! (Nein, das hier ist keine bezahlte Kooperation ;-)). Wir hatten einfach eine super Zeit und möchten das Erlebnis gerne mit euch teilen 🙂

Unser Kanada-Abenteuer geht weiter!

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2 Kommentare

  1. Tolle Info, herzlichen Dank dafür.
    Wir planen gerade für 2024 einen Aufenthalt in dieser Gegend, wollen dort auf jeden Fall eine Grizzlybärentour machen und sind noch auf der Suche nach DEM richtigen Anbieter. Da ich leidenschaftlich gerne fotografiere. vor allem Wildlife habe ich ( glaube ich ) gerade den richtigen Anbieter gefunden. Da dieser Artikel offensichtlich schon ein paar Jahre alt ist hoffe ich dass es diesen Anbieter noch gibt, denn es wäre genau das was ich mir vorgestellt hatte. Fotografieren auf Augenhöhe sozusagen. Bin mal gespannt wie es weitergeht.
    Jedenfalls vielen Dank für euren Beitrag der uns hoffentlich auf die richtige Spur bringt 🙂
    VG Susanne

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