Vielleicht kommt dir dieses Gefühl bekannt vor: Der Traum vom eigenen Camper ist zum Greifen nah, du bist voller Euphorie und möchtest am liebsten gleich loslegen. Doch bevor das Projekt Van Ausbau starten kann, gilt es eine zentrale Frage zu klären: Welches Auto ist das richtige Basisfahrzeug?

Die wichtigste Info vorab: Wir haben uns als Basisfahrzeug für unseren Camper Ausbau für einen Mercedes Sprinter 906 in der Länge L3H2 aus dem Jahr 2015 entschieden. 

Und wir können dir jetzt schon verraten: Diese Entscheidung ist uns alles andere als leicht gefallen und war ein wirklich langwieriger Prozess aus unzähligen Überlegungen, Abwägungen und verworfenen Plänen: Wie groß? Wie alt? Welches Modell? Welches Gewicht? Welcher Ausbau passt in welchen Kastenwagen? Und, und, und – die Liste der Fragen lässt sich ewig weiterführen! 

Um dir die Entscheidung für ein Basisfahrzeug zum Selbstausbau ein wenig leichter zu machen, nehmen wir dich in diesem Artikel mit durch unseren Entscheidungsprozess. Los geht’s!

Wofür möchtest du einen Camper nutzen?

Am Anfang des Entscheidungsprozesses sollte die Frage stehen: Was möchtest du mit deinem Camper denn eigentlich machen? Wie viele Personen sollten darin Platz finden? Und, mindestens genauso wichtig:

Wie lange möchtest du in deinem Campervan unterwegs sein?

Planst du eine Weltreise, Europa-Tour oder lange Auszeit und wirst mehrere Monate oder sogar Jahre in deinem Auto unterwegs sein? Dann sollte dein Auto ausreichend Platz für dein gesamtes Leben auf Reisen haben. Es sollte genug Komfort bieten, um auch bei kaltem und nassem Wetter gemütlich unterwegs zu sein und ggf. sogar groß genug für einen kleinen Arbeitsplatz und eine Nasszelle mit Dusche sein. 

Möchtest du deinen Camper eher für Wochenendausflüge und Urlaube von wenigen Wochen nutzen? Dann reicht dir vielleicht auch ein kleines, wendiges Auto, das dich auch im Alltag begleiten kann.

Du planst eher Offroad unterwegs zu sein und möchtest Autobahnen und befestigte Straßen weit hinter dir zu lassen? Möchtest mit deinem Van bis tief in Richtung Osten fahren? Dann macht ein Allrad Basisfahrzeug für dich Sinn.

Wir planen, unseren Camper zu einem Zuhause und Home Office auf Rädern auszubauen und damit Monate, wenn nicht sogar Jahre in Europa und vielleicht auch Übersee unterwegs zu sein. Daher war für uns schnell klar: Wir brauchen einen relativ großen und geräumigen Kastenwagen mit Stehhöhe und ausreichend Platz für Gepäck, Arbeitsplätze und eine Toilette/Dusche.

Du bist dir noch nicht sicher, welche Größe für dich die Richtige ist? Wir haben einige Vor- und Nachteile für dich zusammengeschriebenen. Je nachdem, welche Pläne du mit deinem Van hast, werden dir einige der Punkte besonders wichtig sein, andere hingegen spielen auf deinen Reisen keine große Rolle. Eine einfache Strichliste kann dir helfen, die jeweiligen Vor- und Nachteile für dich abzuwägen.

Vorteile und Nachteile großer und kleiner Basisfahrzeuge

Vorteile kleinerer Basisfahrzeuge


  • Unauffälliger
  • Keine Sorge vor Höhenbeschränkungen
  • Können oft als normaler PKW im Alltag genutzt werden
  • Einfachere Stellplatzsuche
  • Günstigere Fähr-, und Mautgebühren
  • Oftmals Offroad-tauglicher

Vorteile größerer Basisfahrzeuge


  • Viel Staufläche
  • Viel Raum für feste Möbel
  • Stehhöhe
  • Wohnkomfort auch bei schlechtem Wetter
  • Platz für eine voll ausgestattete feste Küche, Dusche/Bad
  • Flexible Möglichkeiten der Raumgestaltung

Nachteil kleinerer Basisfahrzeuge


  • Wenig Möglichkeiten, bei schlechtem Wetter Zeit im Auto zu verbringen
  • Weniger Staufläche
  • Meist kein Platz für ein festes Bett, eine feste Dusche/WC oder feste Sitzplätze zum Essen
  • Keine Stehhöhe

Nachteile größerer Basisfahrzeuge


  • Höhenbeschränkungen an Parkplätzen und Zufahrten
  • Teurere Fährfahrten und Mautgebühren
  • Deutlich als Camper erkennbar und schwierigere Parkplatzsuche
  • Nicht für den Stadtverkehr gemacht und weniger wendig
  • Deutlich schwerer und meist höher im Spritverbrauch

Uns war besonders der Wohnkomfort und die flexible, aber auch feste, Raumgestaltung wichtig. Wir haben keine Lust, jeden Tag unser Bett zu einem Sitzbereich umzubauen oder gebückt kochen zu müssen. Außerdem planen wir, unterwegs zu arbeiten und brauchen dafür gemütliche Sitzplätze außerhalb des Bettes. Wie sieht es bei dir aus?

Zulässiges Gesamtgewicht und Führerschein

Natürlich sind es nicht nur persönliche Präferenzen, die die Entscheidung für das richtige Basisfahrzeug für deinen eigenen Camper beeinflussen. Eines der wichtigsten weiteren Kriterien ist das zulässige Gesamtgewicht eines Fahrzeuges und deine Führerscheinklasse. Die meisten von uns haben einen Führerschein der Klasse B. Mit diesem dürfen lediglich Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gefahren werden. Damit fallen größere Expeditionsmobile oder große Allradfahrzeuge schon einmal raus, wenn du nicht extra einen weiteren Führerschein machen möchtest.

Die mögliche Zuladung von größeren Kastenwagen liegt in der Regel zwischen 850 und 1300 Kilogramm. Es gilt also, das richtige Maß aus Fahrzeuggröße, Zuladung und Gewicht des gesamten Ausbaus zu finden. Unser Mercedes Sprinter hat ein mögliche Zuladung von ca. 1000 Kilogramm und befindet sich damit ziemlich im Mittelfeld. Allerdings müssen wir bei unserem Ausbau schon extrem auf das Gewicht achten. 

Kommen wir als nächstes zu einer der wichtigsten Fragen: Welche Modelle eignen sich denn überhaupt für einen Camper Ausbau?

Die beliebtesten Basisfahrzeuge für den Camper Ausbau

Kleine, kompakte Basisfahrzeuge / Busse

Starten wir mit den kompakten und kleineren Bussen und Basisfahrzeuge. Diese haben keine Stehhöhe, sind aber enorm flexibel, wendig und auch super für den Alltag geeignet:

  • Mercedes Vito
  • VW Bus (T1-T7)
  • Renault Traffic
  • Nissan NV300
  • Fiat Talento
  • Opel Vivaro
  • Citroen Spacetourer
  • Peugeot Traveller
  • Peugeot Expert
  • Toyota Proace

Große Basisfahrzeuge / Kastenwagen

Du suchst wie wir eher nach einem etwas größeren oder großen Kastenwagen? Dann ist in der folgenden Auswahl sicher dein zukünftiges Traumauto zu finden:

  • Fiat Ducato
  • Citroen Jumper
  • Peugeot Boxer (Ducato, Jumper und Boxer sind baugleich und haben die identischen Innenmaße im Laderaum!)
  • Mercedes Sprinter
  • VW Crafter (Der alte VW Crafter und Sprinter 906 sind in Ihrer Ladefläche ebenfalls baugleich und viele Teile passen zu beiden Basisfahrzeugen)
  • Iveco Daily
  • Opel Movano
  • Renault Master

Natürlich ist der Phantasie hier keine Grenze gesetzt und nahezu jedes Auto lässt sich zum Van umbauen. Die Übersicht zeigt lediglich einen Überblick über die beliebtesten und am meisten verfügbaren Fahrzeuge.

Unser Basisfahrzeug-Camper Selbstausbau-Mercedes Sprinter-4

Mit dieser Auswahl kannst du dich nun an die optische Recherche nach deinem Traumauto machen. Dabei wirst du an jeder Ecke über die Größenangaben H & L stoßen, hinter denen sich leider, je nach Hersteller, unterschiedliche Längen und Höhen verbergen.

Höhen-, und Längenangaben: H2- H3 & L2- L4

Eigentlich ist es gar nicht so kompliziert: Hinter dem Buchstaben H versteckt sich die Höhe des Autos. Größere Kastenwagen gibt es zu 95% in der Höhe H2, die in der Regel schon zum aufrechten Stehen ausreicht. Die Höhe liegt dabei zwischen 1,89 und 1,94 Metern. 

Wenn du besonders groß bist oder gerne noch ein paar Zentimeter zusätzlich Luft hättest, solltest du dich auf die Suche nach Kastenwagen in der Höhe H3 machen. Diese haben eine Innenhöhe von bis zu 2,20m – also viel Luft nach oben. Besonders beliebt sind hier die Modelle Jumper, Ducato und Boxer.

Bei der Länge wird es ein wenig komplizierter, folgt aber der gleichen Grundregel: Desto höher die Zahl, desto länger das Auto. Auch hier fokussieren wir uns wieder auf die größeren Kastenwagen. Camper in der Länge L2 sind eher kompakt und in der Kombination L2H2 ein besonders beliebtes Mittel zwischen großen und kleinen Campern. Bei der Länge L3 kannst du grundsätzlich mit einer Fahrzeuglänge von ca. 6 Metern rechnen. Im Fall unseres Sprinters L3H2 sogar mit 6,8 Metern. Wenn du noch mehr Platz suchst, dann halte Ausschau nach einem Basisfahrzeug in der Länge L4. Dieses ist dann im Falle eines Sprinters über 7 Meter lang. Ein L4 Boxer, Jumper oder Ducato hingegen nur knapp 6,40 Meter.

Kommen wir zu einem der wichtigsten und teilweise am sichersten gehüteten Geheimnisse des gesamten Ausbau-Projekts:

Die Kosten für einen gebrauchten Kastenwagen

Wenn es um die Anschaffungskosten eines Gebrauchten geht, lassen sich leider wirklich nur schwer zuverlässige Aussagen treffen. Zu sehr variieren die Modelle, Größen, Motorleistungen, Baujahre, gefahrenen Kilometer und der Zustand. 

Als Richtwert für einen guten gebrauchten Camper mit vernünftiger Laufleistung in unserer gewählte Größe L2H3, solltest du mit etwa 15.000 – 20.000 € rechnen. Mit einem Sprinter landest du eher in der oberen Hälfte, Ducato, Boxer oder Jumper sind oft etwas günstiger zu bekommen.

Gerade in der aktuellen Zeit, in der die Themen Vanlife und Camper Ausbau immer beliebter werden, steigen natürlich auch die Preise. So ist das Angebot teils stark begrenzt und je nach Region kann es auch mal deutlich teurer werden. Lass dir bei der Suche also Zeit und vergrößere deinen Suchradius.

Warum wir uns für einen Mercedes Sprinter entschieden haben

Unsere Entscheidung für einen Mercedes Sprinter 906 L3H2 hatte tatsächlich viele Gründe. Neben den bereits oben genannten Vorteilen der grundsätzlichen Größe, dem Reisekomfort und dem passenden Gesamtgewicht, finden wir den Sprinter auch einfach optisch sehr schön und haben schon von Beginn an ein wenig mit der eckigen Form von Ducato und Co. gehadert. (Dass uns der Ausbau aufgrund der schrägen Wände des Sprinters teilweise noch den letzten Nerv rauben wird, haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bedacht 😉 ). 

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass es für den Sprinter enorm viele Hersteller von Offroad-Komponenten gibt, auf die wir nicht verzichten wollten. Aber dazu in einem anderen Artikel mehr!

Wir hoffen, wir konnten dir bei deiner Entscheidung für dein perfektes Basisfahrzeug helfen!

Lass uns doch gerne in den Kommentaren wissen, für welches Modell du dich entschieden hast oder entscheiden würdest.

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